„Sie versüßen uns den Morgen“

Bei der feierlichen Lossprechung kamen vier Lehrlinge aus dem Bäckerberuf zu besonderer Ehre.

Foto: Norbert Prümen

Anrath. „Die Qualität der Abschlüsse ist in diesem Jahr sehr gut“, freut sich Obermeister Rudolf Weißert bei der Lossprechungsfeier der Bäckerinnung. Und Michelle Jacobs strahlt: Die 22-Jährige hat eine Lehre zur Bäckerei-Fachverkäuferin bei der Landbäckerei Stinges & Söhne GmbH absolviert. Mit so großem Erfolg, dass sie gerade als Beste ihres Prüfungsbezirks mit einem Blumenstrauß geehrt wurde. Die Ausbildung sei „super“ gewesen, sagt die junge Frau. Ihr liege die Kommunikation mit Menschen. „In diesem Beruf kann ich ich sein“, fasst sie zusammen. Sie wird von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen.

Genau wie Fabian Tissen (22) aus Krefeld, der als Bäckergeselle losgesprochen wurde. Auch er wurde als Gesamtbester seines Jahrgangs geehrt. Nach einem Findungsjahr hat er sich für den Beruf des Bäckers entschieden. Er habe in dem kleinen Betrieb von Holger Weißert in Krefeld viel gelernt, sagt er — und auch an das frühe Aufstehen hat er sich gewöhnt. Sein Lehrherr findet nur lobende Worte über ihn: „Das war ein hundertprozentig zuverlässiger Auszubildender, er ist nicht einmal zu spät gekommen“, sagt Weißert.

Das Bäckerhandwerk in Deutschland genießt immer noch hohes Ansehen. 270 000 Beschäftigte produzieren eine Vielfalt von 3000 Sorten, die im deutschen Brotregister registriert sind. Brot ist geradezu ein Markenzeichen für Deutschland. Entsprechend viele lobende und ermutigende Worte wurden während der Lossprechung in der Hausbrauerei Schmitz-Mönk in Anrath an die jungen Menschen gerichtet, die im Kreis ihrer Familien, Lehrer und Ausbilder den Abschluss ihrer Ausbildung feierten.

„Sie haben ein unglaublich wichtiges Etappenziel in Ihrem Leben erreicht“, sagte die Krefelder Bürgermeisterin Karin Meincke. Das Bäckerhandwerk sei ein „wahrer und wahrhaftiger Beruf“, findet sie. Und Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreises Neuss, meinte zu den jungen Leuten: „Sie sind die, die den Morgen versüßen.“ Dietmar Brockes, Mitglied des Landtages NRW, überbrachte die Grüße von Wirtschaftsminister Pinkwart. Es sei falsch, immer nur auf die Akademisierung zu setzen, sagte der FDP-Politiker. Doch er verwies auch auf die großen Veränderungen, die auf den Berufsstand zukämen: Lebenslanges Lernen sei daher unabdingbar.

Die Veränderungen sind bereits jetzt mehr als deutlich zu erkennen: Es gibt immer weniger Betriebe, zudem sei es weiterhin sehr schwierig, geeignete Auszubildende zu bekommen, erzählt Bäckermeister Holger Weißert, der auch Lehrlingswart und Vorsitzender des Prüfungsausschusses ist. „Ich kann jedem Handwerksbetrieb nur raten, Flüchtlinge auszubilden.“ Er hat drei Flüchtlinge an Kollegen vermittelt, bildet in seinem eigenen Betrieb gerade zwei Menschen mit diesem Hintergrund aus. Er lobt deren Motivation und Zuverlässigkeit: „Das ist für alle eine Win-Win-Situation“, findet er.

Neben Fabian Tissen und Michelle Jacobs wurden auch noch zwei weitere Bäckerei-Fachverkäuferinnen als Beste ihrer jeweiligen Prüfungsbezirke besonders geehrt: Christina Knaub aus Nettetal mit dem Ausbildungsbetrieb Markus Jansen in Nettetal und Annemarie Gorzelski aus Dormagen im Ausbildungsbetrieb Behzad Arkian in Neuss. Red