Tönisvorst Spardiskussion beginnt mit H2Oh

Das Schwimmbad in St. Tönis steht erneut auf dem Prüfstand. 18 Monate lang wird „ergebnisoffen“ darüber diskutiert.

Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Ist das St. Töniser Bad „H2Oh“ auf Dauer zu halten oder muss es geschlossen werden? Welche Investitionen stehen mittelfristig an, neben dem jährlichen Defizit von zuletzt rund einer Million Euro? Macht es Sinn, nur noch Schul- und Vereinsschwimmen zuzulassen? Darum ging es, als im Hauptausschuss die Diskussion um Einsparpotenziale für den städtischen Haushalt losging.

„Wir wollen den ganzen Maßnahmenkatalog in den nächsten 18 Monaten erst einmal ergebnisoffen diskutieren und fangen jetzt mit dem Bad an“, sagte zu Beginn Bürgermeister Thomas Goßen.

Er erinnerte an die wechsel- und leidvolle Geschichte des Bades und an den 1. Juli 2009, als der Versorger NEW als Pächter und Betreiber das H2Oh übernahm. Von der NEW waren die Vorständler Frank Kindervatter und Armin Marx zur Sitzung gekommen, außerdem der leitende NEW-Angestellte Albrecht Mensenkamp.

Kindervatter und Marx sprachen von einer guten Entwicklung des St. Töniser Bades, untermauerten dies mit Zahlen und Fakten. So sei die Besucherzahl relativ stabil geblieben. 2009 waren es 151 144 Besucher (inklusive Vereine, Schulen, Sauna); 2014: 169 580; 2015: 169.045.

In den vergangenen zwei Jahren hatte es Gesamtkosten von jeweils rund 1,6 Millionen Euro gegeben, bei Erlösen von etwas über 600 000 Euro. Der Zuschussbedarf pro Besucher lag 2014 bei 6,60 und im Vorjahr bei 6,57 Euro. Dazu Kindervatter: „Dies ist im Vergleich zu Bädern ähnlicher, weil mittlerer Qualität ein Super-Wert.“ In der Regel läge der Zuschussbedarf bei acht bis zehn Euro pro Besucher. Wolle man dieses Niveau behalten, dürfe nicht am Personal gespart werden. Derzeit seien es 17,2 Vollzeitstellen.

Die beiden NEW-Vorständler machten klar, dass in den nächsten fünf Jahren größere Instandsetzungsarbeiten notwendig seien. So seien Lüftungsanlage, Technik und Rutsche, jeweils etwa 22 Jahre alt, in die Jahre gekommen. Sie müssten dringend erneuert und instandgesetzt werden. Außerdem sei in dem Zeitraum die Sanierung von Fassade und Fenster notwendig. Marx: „Dafür benötigen wir mittelfristig eine siebenstellige Summe.“ Alleine eine neue Rutsche koste rund 400 000 Euro.

„Gibt es Zahlen, wie alt die Besucher sind und wo die herkommen, wie viele sind aus Tönisvorst, wie viele aus dem Umland?“, fragte Helge Schwarz (SPD). Die Zahlen werden nachgereicht. Für Peter Lambertz (UWT) sei der städtische Zuschuss viel zu hoch, müsste eine größere Attraktivität her, etwa eine Cafeteria. „Oder mehr spezielle Angebote, so beispielsweise zu Kinder-Geburtstagen“, wünschte Anja Lambertz-Müller (CDU).

Im alten Hallenbad befindet sich die Fernwärme-Zentrale, die das Schwimmbad und das Pipper-Gebiet versorgt. „Wenn wir das Schwimmbad schließen sollten, welche Auswirkungen hat dies für diese Versorgung“, fragte Schwarz.

Dazu sagte Albrecht Mensenkamp, dass der Anteil der Fernwärme für das Pipper-Gebiet bei 70 bis 75 Prozent, für das Bad bei 25 bis 30 Prozent läge. Falle das Bad weg, müssten die Fernwärme-Kunden mit etwas höheren Preisen rechnen, diese bezeichnete Mensenkamp als geringfügig.

Was anderes wäre es, wenn auch das alte Hallenbad zum Beispiel für Wohnbauzwecke abgerissen werde; dann müsse man eine neue Zentrale bauen. „Wird es günstiger, wenn das Bad nur noch den Schulen oder den Vereinen zur Verfügung steht?“, fragte Hans Joachim Kremser (SPD). „Wirtschaftlich eher nicht“, da das Personal größtenteils bleibe und die Eintrittsgelder dann wegfallen würden, sagte Kindervatter: „Ich sehe kein Einsparpotenzial, wenn die Attraktivität bleiben soll.“

In Sachen Schulschwimmen machte der Bürgermeister noch darauf aufmerksam, dass einerseits das Schwimmen zum verpflichtenden Bestandteil des Unterrichts gehöre, dass aber die Kommune nicht verpflichtet sei, dafür ein eigenes Bad vorzuhalten. „Wie sieht denn die Kapazität in umliegenden Bädern aus, können die die Tönisvorster Schüler dann unterbringen und wie teuer ist dann die Beförderung?“, fragte Christa Voßdahls (SPD).

All dies wird noch geklärt und nachgereicht, auch die Besucher-Analyse, der Investitions-Bedarf mit dem Zeitplan, mögliche Einsparpotentiale oder das Schulschwimmen in anderen Bädern.