St. Tönis: Am Tag zu wenig Wehrleute

Feuerwehr: Verwaltung und Wehrführung arbeiten an einer Lösung.

Tönisvorst. Der Ablauf ist immer der gleiche. Es brennt, jemand wählt den Notruf. Von der Leitstelle werden die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. Nach wenigen Minuten sind alle Plätze im Löschfahrzeug besetzt und die Wehr rückt aus — im Normalfall. Doch was ist, wenn einmal nicht die nötige Zahl an Feuerwehrleuten zusammenkommt? In St. Tönis wurde es in den vergangenen Jahren schon mal eng.

Der Brandschutzbedarfsplan schreibt es vor: In Tönisvorst muss nach acht Minuten die Feuerwehr vor Ort sein — mit ausreichender Stärke, um Menschen zu retten. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die freiwilligen Kräfte bei Feueralarm zunächst zur Wache und dann noch zum Brandort müssen.

Noch 2004 konnte die Feuerwehr in St. Tönis die 8-Minuten-Grenze in 94 Prozent der Fälle einhalten — für eine Freiwillige Feuerwehr ein beachtlicher Wert. Doch in den vergangenen vier Jahren waren immer weniger Einsatzkräfte tagsüber einsatzbereit. Nur noch bei etwa jedem zweiten Einsatz waren 2010 nach acht Minuten genügend Feuerwehrleute vor Ort.

„Die Tagesverfügbarkeit ist momentan nicht zufriedenstellend“, sagt auch Stadtbrandmeister Rolf Peschken. „Es besteht Handlungsbedarf.“ Doch er betont: „Die Leute werden trotzdem gerettet.“

Dass tagsüber nicht genügend freiwillige Feuerwehrleute verfügbar sind, ist kein alleiniges Tönisvorster Problem. Beinahe alle Feuerwehren in der Region leiden darunter, dass ihre Mitglieder nicht mehr im Ort arbeiten oder aus Sorge um ihren Arbeitsplatz bei Bränden nicht mehr ausrücken können.

Was aber können Stadt und Feuerwehr tun, damit tagsüber mehr Feuerwehrleute verfügbar sind? Die zuverlässigste — aber auch teuerste — Lösung wäre die Einstellung von hauptamtlichen Gerätewarten oder Feuerwehrleuten. Dies wollen Feuerwehr und Verwaltung laut einer Beschlussvorlage für den Hauptausschuss aber mit allen Mitteln vermeiden.

Vielmehr soll weiter auf die Freiwillige Feuerwehr gebaut werden. Damit diese auch tagsüber mit vollen Autos ausrücken kann, wird schon seit einiger Zeit geprüft, inwiefern die Stadt, etwa bei Neubesetzungen von städtischen Stellen, darauf achten kann, dass bevorzugt ausgebildete Feuerwehrleute eingestellt werden. Außerdem sollen auch weiterhin Wehrleute aus anderen Städten, die in Tönisvorst arbeiten, für den Einsatz gewonnen werden.

Über die genauen Pläne der Stadtverwaltung machte Stadtbrandmeister Peschken am Mittwoch noch keine Angaben. Nur so viel: „Die Verwaltung ist auf dem richtigen Weg.“ Am Donnerstagbend wird der Haupt- und Finanzausschuss sich mit dem Thema beschäftigen. Die Sitzung im Rathaus beginnt um 18 Uhr.