St. Tönis: Blumendiebe auf dem Friedhof unterwegs
Immer wieder klauen Unbekannte Pflanzen von den Gräbern in St. Tönis.
St. Tönis. Vor einem Jahr ist ihr Mann gestorben, seitdem geht Magda Steiner (Name von der Redaktion geändert) jeden Tag auf den Friedhof. Doch zur Trauer kommen noch ganz andere Sorgen: "Seit mein Vater gestorben ist, kämpfen wir mit Diebstahl, sagt die Tochter der 75-Jährigen.
Ob ein Blumenstrauß mit Vase, eingesetzte Hortensien oder ein frisch angerichtetes Winterbeet: Alles werde geklaut. "Die Vorstellung, dass ein Fremder auf dem Grab meines Vaters steht und die für ihn gedachten Blumen stiehlt, ist für mich unerträglich, sagt die Tochter. Denn ungeachtet des wirtschaftlichen Schadens, handele es sich hierbei um das Entweihen eines Ortes, der für die ganz persönliche Trauer bestimmt sei.
Der müsse doch eigentlich von allen geachtet werden und tabu sein. "Man identifiziert sich mit der Grabstelle. Da hat kein anderer etwas zu suchen", sagt Magda Steiner. Inzwischen traue sie sich schon gar nicht mehr, teure Sträuße und Blumen an das Grab ihres Mannes zu bringen. Sie hat Angst vor der Enttäuschung, dass diese ohnehin am nächsten Tag wieder gestohlen sind. Sie fragt sich, was die Diebe mit den geklauten Blumen anfangen.
Der Friedhofsverwaltung ist dieses Problem vertraut. "Seit Jahren setzen wir schon den Kommunalen Ordnungsdienst ein, der insbesondere in den Abendstunden kontrolliert", sagt Monika Flöth von der städtischen Friedhofsverwaltung. Die Gärtnereien und alle anderen, die auf dem Friedhof arbeiten, seien informiert.
Die Verwaltung sei sogar dazu übergegangen, in den Wintermonaten den Friedhof bereits um 17 Uhr abzuschließen, was - zumindest für diese Jahreszeit - zu kleinen Erfolgen im Kampf gegen die Diebstähle geführt habe. "Gemeldet werden uns jährlich im Schnitt 15 Fälle", sagt Flöth. Aber nicht jeder Fall wird gemeldet. "Wir waren anfangs einfach ohnmächtig und hatten nicht die Kraft, uns zu melden", sagt Magda SteinersTochter. "Und man will sich auch nicht jedes Mal melden", erklärt die Tochter die Situation.
Sie appelliert an die anderen Friedhofsbesucher, mehr aufeinander zu achten: "Man kann ja auch mal nach links oder rechts schauen, ob sich da vielleicht jemand an einem fremden Grab zu schaffen macht", sagt sie. Zudem solle man bei der Polizei Anzeige erstatten.