St. Tönis: Der Forstwald war damals „in“
Helmut Sallmann berichtete über die interessante Entwicklung des Areals am Krefelder Stadtrand.
<strong>St. Tönis. Eine richtige Wanderung will gut vorbereitet sein. Neben der passenden Wegzehrung ist aus Sicherheitsgründen normalerweise auch ein Kompass vonnöten. Wenn Helmut Sallmann am 9. März - unterstützt durch die Wanderfreunde St.Tönis - eine Wanderung durch den Forstwald durchführt, wird jedoch niemand einen Kompass brauchen: Für den Heimatkundler ist der Forstwald das "Wohnzimmer". Hier ist er zuhause, hier kennt er sich aus.
Ein Bodendenkmal mit historischem Wert
Bei einem Vortrag in der St.Töniser Gutenberg-Buchhandlung kommentierte Helmut Sallmann drei Wochen vor der Wanderung alte und aktuelle Bilder des historischen Areals, das eine "interessante, aber wenig bekannte Entwicklung" durchgemacht hat, wie er betonte.
Die Geschichte des Forstwalds beginnt vor etwa 650 Jahren mit dem Bau der Landwehren südlich und westlich von Krefeld. Über eineinhalb Kilometer davon sind im Forstwald noch erhalten geblieben. "Dies ist ein Bodendenkmal mit historischem Wert", sagt Helmut Sallmann. Weitere Elemente wie das Baumschließerhaus an der Hückelsmaystraße, Höfe und andere Strukturen sind ebenfalls noch erhalten.
Sein Vortrag bot Informationen über die Schlachten an der südlichen Landwehr, besser bekannt als "Schlacht an der Hückelsmay" (1642) und "Schlacht bei Krefeld" (1758), die allerdings, abgesehen von dem bekannten Denkmal, kaum Spuren hinterlassen haben.
Die Besiedelung des Forstwaldes, der vom Krefelder Kaufmann Gerhard Schumacher um 1830 als Kiefernwald angelegt wurde, fand laut Sallmann erst ab dem Jahr 1896 statt: Die Bahnlinie Ruhrort-Krefeld-Viersen-Mönchengladbach bekam dort endlich einen Haltepunkt, und schnell entdeckten die Krefelder den Forstwald als Naherholungsgebiet. So entstand auch die Kaffeehaustradition; das Forsthaus, der Gasthof Weinbauer und kleinere Kaffeehäuser bewirteten die Ausflügler.
Das Haus Rehorn etwa wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Plückertzstraße eröffnet. Die Gastronomie wurde nach dem Krieg weitergeführt, am Wochenende wurde hier getanzt und 1952 der Bürgerverein gegründet. Draußen im großen Garten konnte gemütlich Kaffee getrunken werden. "Der Forstwald war damals richtig in", sagt Helmut Sallmann.
Die Familie Leenders erbte das Forstwaldgebiet 1905 nach dem Tod von Hermann Schumacher, der kinderlos starb und verkaufte das Areal 1929 an die Stadt Krefeld. Die große Kommunalreform im selben Jahr unterstrich die Zugehörigkeit des Forstwalds zur Seidenstadt. Zuvor gehörte das Waldgebiet um das Forsthaus zur Gemeinde Vorst.