St. Tönis: Ein Bild geht zurück nach Estland
Ein Gemälde Eduard von Gebhardts hat die evangelische Gemeinde St. Tönis für Estland gekauft.
St. Tönis. Fällt in Kunstkreisen der Name Eduard von Gebhardt, so sind Stichworte wie "Kunstprofessor", "Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf" und "der Mann, der die Düsseldorfer Friedenskirche ausmalte" zu hören. Für die Evangelische Kirchengemeinde St. Tönis hat der Name aber eine noch viel tiefere Bedeutung.
Die drückt sich in einem Bild des Malers aus, das derzeit auf einer Staffelei im Gemeindebüro steht. Es ist als Geschenk für das Pastorat in der Partnerschaftsgemeinde St. Johannis Järva-Jaani in Estland bestimmt.
"Gebhardt lebte und arbeitete in Düsseldorf, aber er stammt aus St. Johannis. Dort wurde er am 16.Juni 1838 im Pastorat geboren. Sein Vater war der Pfarrer", berichtet Renz Schaeffer.
Bei Besuchen der estnischen Gemeinde fand der St.Töniser Pfarrer es immer schade, dass in dem Pastorat zwar Sachen von Gebhardt gesammelt werden, aber kein Original zu finden ist. Das wollte er ändern - und der Zufall kam ihm in Gestalt von Gemeindemitglied Helene von Schilling zur Hilfe.
Die Baltendeutsche, die vor 15 Jahren Initiatorin der Partnerschaft mit St. Johannis war, sprach bei einer Kaffeetafel deutsch-baltischer Frauen über den Maler. Anwesend war die Krefelderin Sabine Wengst. "Ich war ganz erstaunt, als sie auf mich zukam und uns eines ihrer beiden Werke von Gebhardt anbot", erinnert sich von Schilling.
Das Bild war da, stand zum Verkauf - und in St. Tönis wurde dafür gesammelt. Mit 2000Euro schlug das 60 mal 54 Zentimeter große Gemälde zu Buche, 1000 Euro wurden für den Restaurator und einen Rahmen kalkuliert. Im April erwarb die Kirchengemeinde das Bild, Anfang September war die Restaurierung abgeschlossen und das Ölgemälde auf Leinen erstrahlte in neuem Glanz.
"Leider kennen wir den Titel nicht", berichtet Iris Gutbrod vom Partnerschaftsausschuss der Gemeinde. Dafür weiß man, dass es sich um einen echten Gebhardt handelt. Pfarrer Schaeffer ließ das gute Stücke vorab vom Museumsleiter in Goch, der selbst eine kleine Gebhardt-Sammlung hat, untersuchen.
Ende des Monats reist das Bild nun per Kurier nach St.Johannis. Am 5.Oktober soll es von einer St. Töniser Delegation, bestehend aus Helene von Schilling und Kirchmeister Hans-Joachim Riechers, an die dortige Pfarrerin Katrin Melder überreicht werden. Sabine Wengst freut sich darauf: "Ich gebe das Bild gerne ab. Denn es kommt nach Hause."