St. Tönis: Folklore, Kunst und volle Gassen
Die WZ wagte sich ins Gewühl und versuchte einen Stadtfest-Rundlauf.
St. Tönis. Menschenmassen waren unterwegs. Und das, obwohl sich die Himmel öffneten und auch der Wind recht heftig blies. Da landeten Leinwände der Kunstgruppe Facette schon mal im Brunnen des Seulenhofs. "Aber wir sind erstaunt, wie gerne die Leute hier reingekommen sind", sagt Karin Schutte, Mitglied der Künstlergemeinschaft.
"Der bunte Fallschirm", den die Gemeinschaft über den Brunnen gespannt hat, "macht neugierig". Auch verkauft wurde einiges. In dem Raum des Heimatbundes, der an den Seulenhof grenzt, hat die Facette eine Ausstellung gehängt, in der ihre 20 Jahre Kunstaktivitäten dokumentiert sind.
"Hier kommen Sie nicht durch", sagt der Herr am Durchgang zu den restlichen Räumen. "Wir haben das zugemacht", bestätigt Karin Stutte. Der Aufwand des Bewachens der wertvollen Webstühle im anderen Teil wäre zu groß gewesen. War also nichts mit Rundlauf. Und den anderen, den über Ring- und Friedensstraße, kann man zwar benutzen, aber zu sehen gibt es nichts.
Die Herren von Round Table sind zufrieden. Sie haben fünf Bilder verkauft, die Inhaftierte des Anrather Frauenknasts gemalt haben. "Und das Spielzeug aus der Holzwerkstatt", sagt Präsident Christoph Vith. Am Samstag durften einige der Künstlerinnen unter Aufsicht dabei sein. "Da haben sich interessante Gespräche mit Passanten ergeben", sagt Vith.
Der Auftritt von Ricardo Marinello wäre beinahe ins Wasser gefallen. Aber nicht wegen des Regens: Keiner hatte daran gedacht, dass er für seinen Auftritt ein Piano benötigt. "Die Musikschule Flotte Finger hat uns Gott-Lob sofort geholfen", berichtet Ira Ingenpaß vom Organisationsteam des Werberings. So konnte der Sänger mit klassischen Liedern mit lediglich einer halben Stunde Verspätung anfangen.
Die Verkäuferin im Weinstand genießt seinen Auftritt so sehr, dass man ungewöhnlich lange auf den bestellten Sekt wartet. "Gestern Abend war es spät und laut", sagt sie entschuldigend. "Jetzt war ich mit den Ohren auf der Bühne. Das ist so angenehm."
Der Schachklub hat mit dem Geschiebe in den Gassen nichts an der Mütze. Vor der Raiffeisenbank haben die Mitglieder ihre Bretter aufgebaut und liefern sich Partien, die ihre ganze Aufmerksamkeit benötigen.
Künstler Christoph Sattler hat seine neuesten Lithografien dabei. Hatte er noch vor einem Jahr angekündigt, sich zur Ruhe zu setzen, zeigt er nun seinen Schaffensdrang in neuen Werken.
Sehr zufrieden ist Thomas Goßen vom Stadtkulturbund. "Wir haben Anmeldungen für 50 neue Mitgliedschaften", freut er sich. Auch für die Vorstellung von Ludger Stratmann im Forum Corneliusfeld haben sich viele vormerken lassen.
Zufrieden ist auch Ira Ingenpaß. "Gute Leute", sagt sie über die Besucher. "Hier wird ja auch kein Ramsch verkauft." Ein Künstler, der seinen Stand am Beginn der Antoniusstraße hatte, habe sogar eine Skulptur für 550 Euro an den Mann gebracht.