St. Tönis: „Bücherei darf nicht verschwinden“
Die WZ und Welle Niederrhein diskutierten mit Bürgern über die Umzugs-Pläne für die Stadtbibliothek.
Sankt Tönis. Die Resonanz am WZ-Bus zeigt es: Die Emotionen kochen hoch, wenn es um die Stadtbücherei geht. Menschen, die ungenannt bleiben wollen, fürchten sogar, dass die Bibliothek geschlossen werden soll.
Dagegen spricht sich vehement Gustel Blum aus. "Die darf auf keinen Fall verschwinden!", sagt sie. Falls für den Erhalt der Bücherei ein Umzug notwendig sei, würde sie den in Kauf nehmen, auch wenn sie den jetzigen Standort für ideal hält. "Das ist so eine schöne Verbindung: Der Markt und die Bücherei."
Das empfinden auch Ruth Wingert und Elfi Mevissen so. Mevissen ist rege Nutzerin der Bibliothek. "Das soll alles so bleiben", sagt sie. "Das ist so ein netter Treff!" Sie verabrede sich oft mit ihren Freundinnen in der Bücherei und gehe anschließend mit ihnen ins Café. "Das ist nicht möglich, wenn die Bücherei in die Schule zieht."
Marianne Haeger will gar eine Unterschriftenaktion starten. "Ich rege mich furchtbar über diese Umzugspläne auf." Die Bücherei gehöre in die City wie die Kirche. Heinz Berrisch will die Bücherei nur in ihrer jetzigen Größe erhalten wissen. "Den Standort finde ich nicht ganz so wichtig."
Anders Ingrid Schaunsland. "Die alte Schule könnte man anders nutzen." Ihr schwebt vor, dort die Aktivitäten der Alternativen 55Plus unterzubringen. "Die haben Probleme. Zu wenig Räume im Mertenshof. "
Karin Carlhoff ist strikt gegen den Umzug. Statt dessen könne man den Bürgerservice an der Bahnstraße ausbauen. "Der Ort ist ideal." Erreichbar mit Straßenbahn, Bus, ausreichend Parkplätze davor - "und vor allem barrierefrei." Das sei das Rathaus an der Hochstraße nicht. Ämter ohne Publikumsverkehr könne man ja in die Schule verlegen.
Franz Hubert Pleunis kann die ganze Aufregung nicht nachvollziehen: "Ich komme aus Vorst. Und die Vorster gehen hier ohnehin nicht in die Bücherei."
Günter Rudnik vermutet, die zuletzt genannten Umzugskosten seien bewusst zu hoch angesetzt worden: "Die schöne Umzugs-Idee soll boykottiert werden." Achim Frenzel urteilt: "Die Bücherei ist eine tote Ecke, da geht doch keiner hin." Höchstens für Kinder sei sie "ganz nett". Er wünscht sich eine Belebung, etwa durch ein angeschlossenes Café.
SPD-Ratsherr Joachim Kremser sitzt im Café, als gegenüber die Bürgerbefragung startet. Er will nichts zum Thema sagen: "Heute sollen nur die Bürger zu Wort kommen." Nicht alle sehen das so. Die SPD tritt fast in Fraktionsstärke an.
Ratsherr Engelbert Steeg hält den Umzug für Blödsinn. "Die Bücherei zieht die Leute in den Ort." Kollegin Christa Voßdahls betont, dass die Büchereimitarbeiter gute Arbeit leisteten. "Vielleicht sollten wir jetzt mehr investieren".
Für SPD-Bürgermeister-Kandidat Uwe Leuchtenberg (MdL) wäre der Umzug eine "absolute Fehlentscheidung". Es müsse ein Gesamtkonzept her. Wolle man Kinder ans Lesen heranführen, müsse die Bücherei erlebbar sein. "Das geht hier, aber nicht am Kirchplatz."
Und in den Umzugskosten von 750.000 Euro sehe er das größte Problem. Rolf Seegers, Vorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60Plus, bemängelt fehlende Parkplätze am Kirchplatz. Sein Klientel verbinde mit einem Besuch der Bücherei "mal eben" andere Besorgungen.
Manfred Schaffhausen machen die Kosten Sorgen. "Wenn es in Tönisvorst heißt, das kostet ein Milliönchen, werden leicht drei draus."
"Wat soll der Quatsch?" fragt Loni Beusch, als sie an den WZ-Bus tritt. Die alte Dame fixiert Klaus Spandöck: "Ham Sie das Gutachten geschrieben?" Der Geschäftsführer der Firma Rinke bejaht gelassen. "Die Stadt muss sparen." Vier Millionen Euro Miese mache sie. "Soll sie etwa das Schwimmbad und die Bücherei zumachen?" Um solche Einrichtungen zu erhalten, müsse man Sparmaßnahmen ergreifen.
Harald Gerland, Mitglied der Grünen, fände es "sympathisch", den "roten Platz" mit der Bücherei zu beleben. Die Kostenrechnung will er aber abwarten, bevor er sich endgültig äußert. Das eigentliche Problem liege woanders. "Es war eine Fehlentscheidung, die Schule zu schließen."