St. Tönis: Kabarettist wundert sich ganz wunderbar
Claus von Wagner legt einen ebenso witzigen wie tiefsinnigen Auftritt hin.
St. Tönis. Der junge Mann ist richtig gut. "Wieder eine Empfehlung von Volker Pispers", sagt der Vorsitzende des Stadtkulturbundes, Peter Siegel. Am Mittwochabend gastierte Claus von Wagner im Forum Corneliusfeld in St.Tönis und brachte die Zuschauer zum Lachen.
Die Zeit vor der Pause erheitert er in der üblichen Art von politischem Kabarett. Klärt die Zuschauer über den typischen Dreiklang auf, mit dem ein Bayer auf unbekannte Ideen reagiert: "Ha?" - "Wos?" - "Na". Er erinnert an Franz Josef Strauß’ Statement in dessen Zeit als Verteidigungsminister, als er gefragt wurde, was er machen würde, wenn die österreichische Armee Deutschland angreifen würde: "Das fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich, das erledigt die Freiwillige Feuerwehr von Passau."
Claus von Wagner wählt auf der Bühne die Rolle des jungen Vaters, der darum kämpft, nach der Trennung von der Mutter des Kindes ein Umgangsrecht zu bekommen. Er sitzt in einem echten Bühnenbild, zwischen den Kisten, die er auf dem Speicher seiner Eltern deponiert hat.
Im zweiten Teil nach der Pause gerät das zu einem echten Ein-Mann-Theaterstück, das zwar immer noch kabarettistisch-witzig daher kommt, aber doch auch gallig, bemitleidenswert, selbstkritisch und tiefsinnig auf den Zahn der Zeit fühlt.
Denn die Gegenwart dauert nur drei Sekunden. "Soviel Zeit haben wir, aus der Zukunft eine Vergangenheit zu machen, an die wir uns gern erinnern." Verzweifelt versucht er dem geliebten Töchterchen per Video-Botschaft das Leben zu erklären.
Eine Odyssee, deren Ende für ihn selbst noch lange nicht in Sicht ist, deren Wirrnisse grotesk erscheinen und stark wie ein Gordischer Knoten sind. Wo man sich verzweifelt nach einem Helden sehnt. Und dann wird in einer Zeit, in der die Welt an der Wirtschaftskrise leidet, durch den Wildwuchs des Kapitalismus hervorgerufen, ausgerechnet die FDP zur Retterin erkoren, wundert sich der Kabarettist.