St. Tönis: Soy führt ihn durchs Leben
Drei Jahre musste Horst Schmitz bei der AOK für einen Blindenhund kämpfen. Jetzt ist er endlich mit dem Tier unterwegs.
St. Tönis. Horst Schmitz ist glücklich. Und Schuld daran ist Soy. So heißt nämlich die Schäferhündin, die dem fast blinden Mann seit dem 15. Mai nicht mehr von der Seite weicht. Jahrelang hatte er für einen Blindenführhund gekämpft, der ihm nach langwierigem Rechtsstreit von der AOK endlich bewilligt wurde.
"Seit vier Wochen kann ich mich allein mit dem Hund bewegen", erzählt der St. Töniser. Ob er nun eine Straße überqueren will oder vor einer Treppe steht: Soy lenkt ihn sanft in die richtige Richtung, stellt sich auch schon mal quer, wenn er dabei ist, einen Fehler zu machen. "Sie ist ein wunderbares Tier", sagt Schmitz.
Der 68-Jährige, der aus Krefeld stammt, war früher Taxifahrer, erkrankte am Grauen Star - und erblindete. Schmitz musste sein Leben total umstellen und lernen, mit dem Blindenstock umzugehen. Dennoch schaffte er damit nur die notwendigsten Wege und hoffte darauf, von der Krankenkasse einen Blindenhund bewilligt zu bekommen. Doch die AOK weigerte sich. Da ihr Gutachter keine Empfehlung für den Hund ausgesprochen habe, könne auch keiner bewilligt werden, hieß es. Das war vor drei Jahren.
Mitglieder des Krefelder Vereins "Sonne, Mond und Sterne" lasen davon in der WZ - und handelten: Mit einer Spendenaktion wurde versucht, das notwendige Geld für den Hund zu sammeln. Tatsächlich kamen 3.500 Euro zusammen - "leider viel zu wenig für ein solches Tier", sagt Schmitz. Denn ausgebildete Führhunde kosten mehr als 20.000 Euro.
Die letzte Hoffnung schien damit zerschlagen. Doch Horst Schmitz hatte parallel zur Spendensammlung vor dem Sozialgericht geklagt - mit Erfolg: In diesem Frühjahr erklärte sich die Krankenkasse endlich bereit, die Kosten für den Hund zu übernehmen, nachdem ein neutraler Gutachter sich dafür ausgesprochen hatte.
Ende gut, alles gut? Leider nicht ganz. Denn um die Spenden, die von "Sonne, Mond und Sterne" für den Hund gesammelt worden waren, ist zwischen Schmitz und dem Verein ein hässlicher Streit entbrannt.
Als feststand, dass das Geld nicht mehr benötigt wurde, gab Frank Winkler, Kempener Rechtsanwalt des 68-Jährigen, dem Verein die 3.500 Euro zurück. Das war in diesem Frühjahr. Meta Metz, Vorsitzende von "Sonne, Mond und Sterne", überlegte sich daraufhin, die Summe für die Typisierungsaktion einer Krefelder Leukämiepatientin an die Deutsche Knochenmark-Spenderdatei zu überweisen.
"Wir haben alle Spender schriftlich angefragt, ob sie damit einverstanden sind. Es gab keinen Widerspruch", erklärt sie. Somit wurden die 3.500 Euro zur Rettung der Frau verwendet.
Horst Schmitz ist allerdings der Meinung, nur er selbst hätte bestimmen dürfen, was mit dem Geld geschieht. "Ich wollte es noch um 500 Euro aufstocken und dann zwei Waisenhäusern stiften", sagt er. Jetzt sei das Geld zweckentfremdet worden. "Ich habe deshalb einen Rechtsanwalt eingeschaltet."