St. Tönis: Vorwürfe gegen den Pastor
Der langjährige Vize-Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Dr. Friedhelm Caspers, hat die Brocken hingeworfen.
St. Tönis. Stellen Sie sich vor, Sie spenden Geld. Sagen wir, für einen gemeinnützigen Verein oder ein Hilfswerk. Gleichzeitig legen Sie fest, dass der Betrag nur für einen bestimmten Zweck verwendet werden darf, wie in der jüngsten Zeit oft geschehen für Haiti. Dann stellen Sie fest, dass die Hilfswerke die Spenden anders verwenden, zum Beispiel für einen Umbau im eigenen Haus.
Das können Sie sich nicht vorstellen? Bei einem Hilfswerk vielleicht nicht. Aber bei der katholischen Pfarre St. Cornelius soll das genau so gelaufen sein. Weswegen der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Dr. Friedhelm Caspers, die Brocken hingeworfen und den Rücktritt von allen Ämtern erklärt hat.
Was ist geschehen? Es geht um eine Kollekte vom Weißen Sonntag vergangenen Jahres. Dabei war viel Geld zusammen gekommen. Gesammelt wird traditionell für die Diaspora, und das Geld darf nicht anders verwendet werden. "Es gibt Zeugen, die gesehen haben, wie Pfarrer Klaus Stephan Gerndt die Scheine, die auf der Kollekte lagen, genommen und in einen anderen Kollektenkorb gelegt hat", sagt Friedhelm Caspers, bis vor kurzem stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvostandes, den er nach 15 Jahren verlassen hat. Die andere Kollekte war für die Kirchenkasse gedacht - ein Topf, auf den der Pfarrer unmittelbar Zugriff hat.
Caspers stellte den Pfarrer zur Rede. "Er hat das zunächst abgestritten, dann hat er behauptet, das sei nichts Unrechtes", sagt Caspers. Der Geistliche habe den Vorfall später in Aachen geschildert, das Ganze sei auch geprüft worden. Allerdings habe das zuständige Generalvikariat betont, dass der Pfarrer sich ja nicht persönlich bereichert habe.
Es gibt noch einen weiteren Fall, den Caspers, und nicht nur er, moniert. So sei die Kollekte von Christi Himmelfahrt, die für Pfarrzwecke vorgesehen ist, mit der vom darauffolgenden Sonntag getauscht worden. Letztere ist für Arbeitslose gedacht. Hintergrund: Zu Christi Himmelfahrt sind nie viele Menschen im Gottesdienst, die Sammlung fällt oft schlapp aus. Anders als die des folgenden Sonntags, die oft ganz schön üppig ist.
"Der diözesane Kollektenplan sieht ein separates Opfer der Kommunionkinder vor, das der Diasporakinderhilfe gewidmet ist", sagt Pfarrer Gerndt in einer schriftlichen Stellungnahme. Eine Zweckbindung der Kollekte sei nicht gegeben, sie fließe in vielen Gemeinden der Kirchenkasse zu. Diese Trennung der Kollekte sei allerdings in St. Tönis länger nicht erfolgt, was ihm nicht bekannt gewesen sei. Gerndt räumt ein, er habe "einen geringfügigen Teil der Gesamtkollekte für die Kirchenkasse zugeführt". Der Betrag habe aber unter 200 Euro gelegen. Es sei ein Fehler gewesen, erklärt der Geistliche.
Die Vorwürfe bezüglich der Kollekten zu Christi Himmelfahrt entbehrten jeder Grundlage. Caspers und der damalige Kaplan Heringer seien aufgefordert, den Wahrheitsbeweis zu führen, "zur Meidung des Vorwurfs der strafrechtlichen üblen Nachrede".
"Es ist das System, das die Sache so unerträglich macht", erklärt Friedhelm Caspers. Ohne deutlicher zu werden. Dass die Verwendung von Spendengelder der Kreativität der Geistlichen unterliege oder dass ein solches Vorgehen an der Tagesordnung sei - soweit will er nicht gehen. Aber: "Am Ende ist immer derjenige, der die Sache anzeigt, der Schuldige."