Willich: Oerschkes - Backstube statt Politik
Der Rückzug des ehemaligen Bürgermeister-Kandidaten ist ein Rückschlag für die Willicher SPD.
Willich. Der Rückzug von Alexander Oerschkes aus der Politik hat die Willicher SPD kalt erwischt. "Ja, das ist ein Rückschlag", bekennt Fraktionschef Bernd-Dieter Röhrscheid.Stand der 46-Jährige trotz seiner bitteren Niederlage gegen Josef Heyes bei der Kommunalwahl 2009 doch für einen Neubeginn der Partei.
Er war bislang jüngstes SPD-Mitglied im Stadtrat - die neunköpfige Fraktion hat einen Altersdurchschnitt von 57 Jahren - und verkörpert als Sohn von SPD-Urgestein Werner Oerschkes die sozialdemokratische Tradition.
Gerne erzählte Alexander Oerschkes die Anekdote, schon als Kind bei Willy Brandt auf dem Schoß gesessen zu haben. "Ich bin durch und durch Sozialdemokrat", betonte er im Vorjahr als Bürgermeister-Kandidat im WZ-Interview. "Es ist meine sozialdemokratische Pflicht, mich jetzt zu 100 Prozent um meine Mitarbeiter zu kümmern", sagt er heute. Zwölf von ihnen hatte er Ende Januar entlassen müssen. Das habe weh getan, bekennt der Bäckermeister.
Die Wirtschaftskrise und die Probleme im Bäckereigewerbe haben Oerschkes in wirtschaftliche Bedrängnis gebracht: "Ich hatte Umsatzeinbrüche, habe viel Konkurrenz bekommen." Drei seiner sechs Filialen muss er schließen: am 1.März in Neersen und im Anrather Netto-Markt, am 1. September am Mertensweg in Anrath.
"Meine restlichen 25 Mitarbeiter brauchen ihren Chef", sagt Oerschkes (Foto). Für die Politik und seine Schützen - bislang war er auch Präsident der St. Sebastianus-Bruderschaft - bleibe keine Zeit mehr. Ein Sanierungsberater hilft ihm, den Betrieb wieder flott zu bekommen. "Wir haben ein gutes Konzept."
Gerne hätte sich Oerschkes weiter in der SPD engagiert. Als er sich dazu entschloss, Bürgermeister-Kandidat zu werden, sei die wirtschaftliche Entwicklung nicht absehbar gewesen. Bis zuletzt habe er versucht, alle Parteitermine wahrzunehmen.
Das bestätigt SPD-Chef Jürgen Hansen. "Den Alex haben wir doch in die Backstube schicken müssen." Er sei optimistisch, dass der als "Malocher" bekannte Anrather den Laden wieder flott bekommt. "Und dann stehen ihm bei uns die Türen offen."
Aber was ist überhaupt mit der SPD? "Unser Schiff ist angeschlagen, aber seetüchtig", betont Hansen. Klar, bei der Neuaufstellung der Partei passe der Oerschkes-Rücktritt nicht ins Konzept. Aber die Nachfolge sei klar festgelegt: Dr.Ralf Oerschkes, Bruder des Bäckers, sei der direkte Vertreter im Wahlkreis. Wenn der nicht in den Stadtrat wolle, ziehe die Reserveliste. Dort steht im Moment Wolfgang Pape ganz oben.
Wer Nachfolger von Alexander Oerschkes als stellvertretender Fraktionschef wird, muss die Fraktion selbst bestimmen. Seine Position als Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaftsförderungen nahm am Mittwoch Jürgen Hansen wahr: Er vertrat die SPD in einem Gespräch mit dem Schiefbahner Werbering. Auf die nächste Jahreshauptversammlung am 11. März freut Hansen sich schon: Dann tritt Ex-Bürgermeister Lukas Siebenkotten als Gastredner zum Thema Hartz IV auf.