Stadtgeflüster: Bienen, Bäume, Baustellen
Von einer guten Seele, die die Stadt Willich verlässt, fehlenden Briefmarken und vielem mehr: Die Gerüchteküche kocht.
Willich/Tönisvorst. „Mitarbeiter“ des Anrather Imkers Johann van den Bongard haben in Köln Karriere gemacht. Im Luxus-Hotel „Pullman“ ging es für sie dabei ganz hoch hinaus. Hoteldirektor Rolf Slickers hat nämlich in Anrath vier Bienenvölker bestellt, die auf dem Dach des zwölfstöckigen Gebäudes ihre neue Heimat gefunden haben. Das fachliche Wissen für dieses ungewöhnliche Artenschutz-Projekt hatte sich Slickers, der aus Kaarst stammt, zuvor in Hobbyimker-Seminaren bei Johann van den Bongard besorgt. „In Paris und New York haben Stadtimker schon erfolgreich Bienenvölker angesiedelt“, berichtet der Anrather. Eine Imker-AG, die aus acht Mitarbeitern und Auszubildenden des Hotels besteht, werde die Kölner Völker im Auge behalten. Die Hotelgäste wollen sie künftig mit Honig frisch vom Dach versorgen. Damit das auch klappt, werden die AG-Mitglieder bei Johann van den Bongard nochmals in die Lehre gehen.
Ob das ein schönes Nikolausgeschenk ist, weiß der Stadtflüsterer auch nicht. Am Nikolausabend findet um 18 Uhr die Sitzung des Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt Tönisvorst statt. Die Vorlage mit allen Prüfungsberichten hat einen Umfang von mehr als 800 Seiten. Nun haben ja die meisten Ratsmitglieder einen Tablet-PC, um die 800 Seiten vor der Sitzung durchzuarbeiten. Wenn Sie also am Nikolaustag Ratsmitglieder mit viereckigen Augen sehen, wissen Sie: Die haben das umfangreiche „Geschenk“ durchgearbeitet. „Vielleicht steht ja an dem Abend als kleine Entschädigung ein Schokoladen-Nikolaus auf dem Tisch“, hofft ein hier namentlich nicht genanntes Ausschussmitglied.
Ihren letzten Arbeitstag hatte Mitte vergangener Woche Ulrike Janßen, Sekretärin des Willicher Bürgermeisters Josef Heyes. 20 Jahre arbeitete sie bei der Stadtverwaltung, elf Jahre war sie die „gute Seele“ im Vorzimmer des Bürgermeisters. Gemeinsam mit den Kollegen feierte die Schiefbahnerin am vergangenen Dienstag ihren Ausstand im Schlosskeller — und ging danach in die Altersteilzeit.
Da ist die Nachtruhe doch das ein oder andere ziemlich gestört worden: Die Rede ist von der Bachstraße in Vorst. Dort laufen seit Wochen Wasser- und Gas-Arbeiten in der Straße. Was schon ärgerlich genug ist. Aber: Allein in der vergangenen Woche gab’s gleich mehrere Wasserrohrbrüche. Was die Menschen zusätzlich nervt: Mitten in der Nacht rückt dann das Reparatur-Kommando an. Und dabei kommt ein Absauggerät zum Einsatz, das mit seinem hohen Ton sowohl den letzten Nerv als auch den Schlaf raubt. „Bei den Bauarbeiten stampfen die Arbeiter die Erde zu fest an“, vermutet ein Anwohner. Deshalb brechen dann auch die Wasserrohre.“
Wir bleiben einen Moment in Vorst. Da steht jetzt ein Tannenbaum. Schön, werden Sie sagen. Das ist um diese Zeit im Jahr nichts Aufregendes. Ist es doch. Denn das gute Stück vor der Kirche war gänzlich ungeschmückt. Will sagen: An den fehlenden Kerzen erhitzten sich die Gemüter. Allüberall auf den Tannenspitzen sieht man nämlich goldene Lichtlein blitzen — nur nicht in Vorst. Alles ist schön, nur nicht dieser Baum. Da hatte es (zunächst) auch nicht geholfen, dass Wilfried Boms, Chef der Kolpingsfamilie, gekämpft hatte wie ein Löwe, damit in Vorst ein (weiteres) Licht aufging. Kolping hatte im Ort bereits eine ganze Reihe von Lichterketten aufgehängt und dafür über 1000 Euro investiert. Für den Baum hatte es nicht mehr gereicht, Anfragen bei mehreren Sponsoren verhallten (zunächst) ungehört. Dann die dramatische Wende: Die Tanne bekam Päckchen und Licht. Engagiert hatten sich Werbegemeinschaft und Volksbank. Und so schmückten dann trotz Regens Regina Bormann, Jutta Maly, Denise Meiwes, Dorothee Kohnen sowie Dachdeckermeister Klaus van Geffen und sein Geselle Michael Theis die acht Meter hohe Tanne mit einer 30 Meter langen Lichterkette. Da könnte man doch weinen, so schön ist das.
Joschka Langenbrinck, ehemaliger Juso-Vorsitzender der Stadt Willich, hat in Berlin Karriere gemacht: Seit einigen Wochen sitzt er im Abgeordnetenhaus, ist also Landtagsabgeordneter für die SPD. Seinen Wahlerfolg verdankt er möglicherweise auch der Aktion „Laden Sie mich ein — den Kuchen bringe ich mit“, mit der er schon im Wahlkampf erfolgreich durch Neukölln zog. Besagten Kuchen lässt der rührige Sozialdemokrat von einem Freund backen. „Ich selbst kann das gar nicht“, gesteht er verschämt. Er wolle allerdings dem Freund mal über die Schuler schauen, damit er demnächst sogar Selbstgebackenes mitbringen kann.
Kennen Sie Martin Buchwieser? Das ist ein Eishockey-Spieler in Diensten des EHC München. Wenn Ihnen dieser Name in naher Zukunft auffällt, vielleicht weil der Mann so grandios gespielt hat, ist das möglicherweise kein Zufall. Buchwieser ist nämlich ab Dezember mit Einlagen des Willicher Unternehmens IOS-Technik unterwegs. „Das sind die ersten Einlagen, die die Leistungsfähigkeit und Ausdauer eine Sportlers steigern“, verspricht IOS-Geschäftsführer Axel Klapdor. Und macht damit den Stadtflüsterer neugierig. Der überlegt schon, ob er sich die Besuche im Fitness-Studio spart und stattdessen auch die neuen Einlagen in seine Schuhe einbauen lässt.
„Schreib mal wieder.“ Wer am Wochenende in St. Tönis dem Motto der alten Post-Werbung frönte, hatte so seine liebe Sorge den geschriebenen Brief auch zu versenden. Denn auf einen Brief gehört eine Briefmarke. Und wer eine solche nicht zur Hand hat oder nur außerhalb der Öffnungszeiten zur Postfilale kann und sie am Automaten ziehen musste, hatte schlechte Karten — oder Briefe. Denn der Automat am Alten Markt war defekt, wie ein großer Zettel schrieb. Der nächste Briefmarkenautomat liegt übrigens erst auf Vorster Gebiet.
Manchmal gelingt baulich aber tatsächlich mal was: Ein schönes Bild bietet nun die Kaplanei an der Kuhstraße in Vorst. Nachdem das alte Gitter restauriert worden ist, bilden die Strukturen der Mauer den richtigen Kontrast. Das Haus ist denkmalgeschützt.