Stadtgeflüster: Blaue Zwerge und stolze Falken
Am Montag geht es um nervige Musik, verspätete Uhren, künstlichen Regen — und einen sehr individuellen Wahlkampf.
Willich/Tönisvorst. „Sagt mal, von wo kommt ihr denn her? — Aus Schlumpfhausen, bitte sehr.“ Dieses Intro des berühmten „Lieds der Schlümpfe“ dürfte manchen Neersener in Angstzustände versetzen. Denn wer hofft, die warmen Frühlingstage in Ruhe im eigenen Garten genießen zu können, wird in letzter Zeit all zu oft vom eingängigen „Soundtrack“ der blauen Zwerge gestört.
Der musikalische Hochgenuss wird vom einem mobilen Eiswagen geliefert, der so sein Kommen ankündigt. Die Beschallung mit der Instrumental-Version des „Schlumpf-lieds“ hält meist eine gute halbe Stunde an, da der Eiswagen jede noch so kleine Gasse in Neersen besucht. Der rollende Händler hat übrigens eine Sorte im Angebot, die verhindert, dass die Neersener wegen der Dauerbeschallung zum Gargamel werden: Schlumpfeis.
Ist der rosarote Panther in St. Tönis gesehen worden? Wurde doch schon bei Paulchen immer die Frage gestellt: Wer hat an der Uhr gedreht? Und genau diese Frage stellten sich am Sonntag auch die sonntäglichen Kirchgänger in St. Tönis. Die vier Uhren am hohen Kirchturm von St. Cornelius sind nämlich aus dem Takt. Diese laufen fast sieben Stunden der Zeit hinterher. Vom Kirchenvorstand konnte kein Mitglied eine passende Erklärung abgeben — und Paulchen Panther war nicht zu erreichen.
Das war Werner Lessenich, Archivar des Heimatbundes St. Tönis, schon ein bisschen peinlich: Hatte der Stadtflüsterer doch vor einer Woche an dieser Stelle behauptet, Lessenich sei in einem WDR-Film über die Obstbauernfamilie Schumacher aufgetaucht. Doch da hatte der Flüsterer den Osterrundbrief von Lessenich leider falsch verstanden. Der Archivar hatte die Autorin Barbara Stupp lediglich mit Fotos, Totenzetteln, Landkarten versorgt, er selbst trat aber persönlich nicht in Erscheinung.
Wir freuen uns über die lange Sonnenscheindauer in den Monaten März und April, die Landwirte sehen dagegen die Trockenheit in diesem Frühjahr mit großer Sorge. Die Bauern, die können, beregnen nun ihre Äcker. Auf einem Feld zwischen Clörath und Clörather Mühle steht eine Berieselungsanlage der Marke Eigenbau. Zu sehen ist die grüne „Schnauze“ eines ausgeschlachteten Treckers ohne Räder, der keinen Meter mehr tuckert, sondern mit aller Motorkraft das Wasser aus dem Erdreich und durch Schläuche pumpt. Was lehrt uns das: Ausrangiert heißt nicht überflüssig!
Erstmals ist seit einigen Wochen ein Wanderfalkenpaar auf dem zweiten Kirchturm der Pfarrkirche St. Godehard zu Hause. Letzte Woche entdeckte der BUND im angebrachten Nistkasten ein frischgelegtes Ei. Und schon waren die Vogelkundler und Fotografen mit ihren Feldstechern und Objektiven rund um die Kirche postiert. Manchmal erlebt man auch, dass der große Wanderfalke sich eine Taube holt. Die Naturschützer hatten bereits für die Anfütterung einige Tauben vor den Schlag an der Kirchturmspitze gelegt und diese Tiere wurden von dem Falkenpaar auch angenommen.
Jedes Jahr die gleiche spannende Frage: Wann kommen die Störche wieder in das Nest unweit der Clörather Mühle? Die gute Nachricht: Sie waren schon da. Die schlechte: Sie blieben nicht. Nachdem sie das Nest erstmals ausführlich inspiziert hatten, zogen sie wieder ab. Bekanntlich hatten Meister Adebar und seine Frau bereits einige Male Nachwuchs bekommen — erstmals im Kreis Viersen.
Der Kommunalwahl steht kurz bevor und der Wahlkampf steuert auf seinen Höhepunkt zu. Über die Ostertage erreichten die Bürger viele Flyer der Parteien - meist Hochglanzheftchen mit den gleichen Texten für alle Wahlkreise. Einen deutlich individuelleren Flyer warf Ratsherr Hagen Becker von den Grünen den Bewohnern seines Wahlkreises im Willicher Norden in die Briefkästen.
Der in schwarz-weiß gehaltene Wahlkampfaufruf wurde von Becker mit der Schreibmaschine geschrieben. Den Namen seiner Partei hat er per Hand darunter gemalt. Die Buchstaben wurden mit kleinen Wolken, Sonnen und Feldern ausgemalt. In seinem Aufruf verzichtet Becker im Gegensatz zu den Mitbewerbern darauf, über seine Familie und seine berufliche Vita zu sinnieren, sondern hat den Mut, nur über Politik zu reden.
Eigentlich hat sie schon immer da gestanden, die Baustellen-Bake an der Krefelder Straße in St. Tönis, etwa auf Höhe der Star-Tankstelle. Warum, das war nie so wirklich zu ergründen. Jetzt war das Teil umgefahren worden und damit schien es sich auch erledigt zu haben. Da hatte aber noch niemand mit der Emsigkeit des Landesbetriebes gerechnet. Der schickte einen Bautrupp, der ein neues Schild aufstellte und es gleich einbetonierte. Warum es dort stehe, fragten Anwohner den Trupp.
Das wisse man auch nicht, man habe nur den Auftrag, ein neues Schild aufzustellen, erklärte der Vorarbeiter den verblüfften Fragern. Nicht weiter brachte den Stadtflüsterer, dass er einen Fahrlehrer fragte. Der erklärte, das Schild werde auf kurvigen Strecken schon mal benutzt. Aber so richtig kurvig ist die Straße entlang der Schienen nicht.