Stadtgeflüster: Die Natur kehrt zurück
Von einem Bürgermeister, der das Gelbe Trikot verliert und einer Bank, die ganz merkwürdig mit ihren Kunden umspringt.
Willich/Tönisvorst. Wir beginnen mit einer Innenansicht: Der Stadtflüsterer führt nämlich eine Statistik. In der listet er auf, welcher lokale Promi am häufigsten in der Zeitung auftaucht. Ungeschlagen war hier in den letzten Jahren immer der Willicher Bürgermeister Josef Heyes.
Doch der droht seinen Spitzenplatz zu verlieren, oder, ums bildhaft auszudrücken: Der bekennende Radfahrer Heyes muss das Gelbe Trikot abgeben. Er wird gerade von seinem Stellvertreter Dieter Lambertz überholt. Der Anrather hat zuletzt schwer mit der Figur des heiligen Nepomuk gepunktet. Und nicht nur das: Immer wieder findet man den Ex-Polizisten auf Fotos — mit einer Mischung aus Lächeln und Röntgenblick in Richtung Fotografen.
Schön grün ist anders. Positiv ausgedrückt könnte man sagen: Die Natur erobert sich ihr Terrain zurück. Leider beißt sie sich bislang am Absperrzaun böse die Zähne aus. Die Rede ist von der ehemaligen Tankstelle am Westring/Ecke Vorster Straße in St. Tönis. Das Trümmerteil sieht ziemlich übel aus. Was nicht zuletzt den Nachbarn ziemlich auf den Keks geht.
So ärgert sich ein Anwohner aus der Alten Weberei: „In jüngerer Zeit belieben auswärtige Gastronomiebetriebe den Bauzaun als Werbeträger zu missbrauchen. Wenn ich am Morgen aus meinem Schlafzimmerfenster blicke, dann werde ich plakativ eingeladen: All you can eat spare ribs. Zum „Trödel“ werde ich plakatiert rund um die Uhr eingeladen.“ Warum steht der Bauzaun dort? Auf dem Gelände läuft nach wie vor eine Grundwasser-Sanierung — ein Ende ist offenbar nicht in Sicht.
Unkraut, das schon einen Meter hoch wuchert, meldete der Stadtflüsterer letzte Woche — und erhielt prompt eine Reaktion. Denn das Grundstück an der Gelderner Straße in St. Tönis ist auch Heidrun Seibeck aufgefallen.
Und nicht nur das. „Der Eigentümer scheint einige besondere Freiheiten zu genießen“, sagt sie. Denn im Winter soll dort nicht einmal der Schnee geräumt worden sein, und auch feiertags werde dort geräuschvoll gearbeitet. Was tut der Ordnungsdienst?, fragt sie. „Nichts gesehen — nichts geschehen?“
Achtung, Großbaustelle Jakob-Krebs-Straße Anrath: Schon in Vorst warnen seit Monaten große Hinweisschilder davor, über die Landstraße 361 nach Anrath zu fahren. Ab 23. 5., heißt es da, sei die dortige Jakob-Krebs-Straße nicht passierbar. So weit, so gut zu wissen, dass die Baustelle im Mai eröffnet wurde. Aber wäre es allmählich nicht informativer, darauf hinzuweisen, bis wann denn die Straße nicht passierbar ist?
Es hilft nichts, wir müssen mal wieder über die Santander-Bank reden. Schon wieder gibt es nämlich Klagen über das Kreditinstitut, das seinen Deutschland-Sitz in Mönchengladbach hat. Gerhard Gale aus Neersen hat bei der Bank eine Kreditkarte. „Seit Monaten kommt die Rechnung zu spät“, sagt er.
Wenn etwa die Rechnungsstellung am 7. eines Monats ist, erreicht ihn das Schreiben oft erst am 16. Was dann zur Folge hat, dass auf der Abrechnung dem Kunden eine so genannte Kreditgebühr in Rechnung gestellt wird. Mehrere Euro sind’s jedes Mal.
Ruft Herr Gale dort an, wird das immer anstandslos storniert. „Ein Systemfehler“, heißt es dann stets an der Hotline. Den könne man momentan nicht korrigieren. „Aber ich kann meinen Fehler korrigieren“, sagt Gerhard Gale. „Nämlich den Fehler, mir diese Kreditkarte zugelegt zu haben.“ Der 52-Jährige hat gekündigt.
Man sitzt in diesem Sommer in Neersen nicht immer trocken, aber — und das muss einmal lobend erwähnt werden — man sitzt besser, weil wärmer und viel weicher auf der Tribüne der Schlossfestspiele. Der Service „Sitzkissen für alle“ ist eine klare Verbesserung des Schalen-Komforts gegenüber den Vorjahren. Jetzt muss sich nur noch das Wetter von seiner wärmeren Seite zeigen, dann wäre das Festspiel-Wohlfühl-Vergnügen komplett.
Was haben wir uns im vergangenen Jahr über das Storchenpaar gefreut, das unweit der Clörather Mühle brütete — zum ersten Mal seit 1895 in der Gegend. Die Freude ist auch in diesem Jahr gegenwärtig, denn wieder ist der Nistplatz „Weidenkorb“ belegt. Unlängst spazierte ein ausgewachsener Storch längere Zeit durch einen Garten in Schmitzheide. Unser Niederrhein ist also Storchenland.
In der vergangenen Woche hat der Stadtflüsterer das eindrucksvoll bestätigt bekommen, es buchstäblich Schwarz auf Weiß, also mit den eigenen Augen gesehen. In dreifacher Ausführung. Denn nicht ein oder zwei, sondern gleich drei Störche stolzierten auf einer Wiese unweit des Kreisverkehrs am Vorster Sportplatz herum.
Das müssen Sie dem Stadtflüsterer jetzt glauben, auch ohne fotografischen Beweis. Denn eine Kamera hatte er just in dem Moment nicht zur Hand. Das war so schade, weil’s doch doppelt, nein dreifach schön war.
„Willicher Stadtverwalter kickten gegen Reeser Kollegen“, hieß es im Stadtgeflüster der vergangenen Woche. Die gute Nachricht: Das war richtig, völlig richtig. Die schlechte Nachricht und nicht richtig: Weder haben die Reeser das Spiel, noch hat ihr Bürgermeister Christoph Gerwers einen Pokal gewonnen.
Gewonnen haben die Willicher Kicker wieder recht deutlich, und den Pokal hat der Reeser Bürgermeister nicht gewonnen, sondern als Geschenk und Erinnerung mitgebracht. Immerhin, das Atmosphärische sei sehr schön getroffen gewesen, sagt Stadt-Pressesprecher Michael Pluschke.