Stadtgeflüster: Hai-Alarm und Wetterkarte

Dieses Mal dreht sich alles um Heilige, Hilfe, Hinterlassenschaften — und Raser auf der Hülser Straße.

Willich/Tönisvorst. Sie kennen das: Man sitzt vor dem Fernseher und schaut sich an, wie das Wetter am nächsten Tag werden soll. Und besonders wenn’s Lokalnachrichten sind, hat man’s ja ganz nah. Oder auch nicht. „Willich steht auf der Wetterkarte, Viersen, Nettetal, Kempen — nur Tönisvorst nicht.“ Das stellte der St. Töniser Rolf Schumacher fest und schrieb an den Westdeutschen Rundfunk. „Erwähnen Sie doch bitte unsere schöne Stadt“, bat er die Verantwortlichen im Sender.

Und schickte diesen gleich eine Fotografie der Wetterkarte mit, selbst im eigenen Wohnzimmer angefertigt. Die Programm-Oberen antworteten ganz schnell: „Kein Platz auf dem Bildschirm. Die Wetterkarte ist zu klein.“ Allerdings bot der WDR an, Tönisvorst bei den Temperaturen häufiger zu erwähnen. Ein Bisschen ist das, aber so richtig zufriedenstellen konnte es Rolf Schumacher nicht.

So, nun eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann. Da gibt es in Tönisvorst die beiden Beschäftigten des Ordnungsamtes, schwarze Sheriffs sagen die einen, Pat und Patachon, Wachtwichtel beziehungsweise Harry und Toto die anderen. Denen wollten offenkundig Jugendliche am Pastorswall ans Fell. Die Situation stand kurz vor der Eskalation. Da tauchte Frank Scheler auf.

Der Mann, der am Ostring eine Kung-Fu-Schule betreibt, war mit seinem Hund auf Abendspaziergang. Scheler schritt zur Deeskalation — offenbar kannten einige der jungen Leute ihn und wollten ganz plötzlich keine Konfrontation mehr. Im Gegenteil, die Versammlung löste sich auf. Und was sagte einer der beiden Sheriffs: Er wollte Scheler eine „Knolle“ schreiben, weil er doch seinen Hund hatte frei laufen lassen. Immerhin, das wendete sein Kollege ab.

Jetzt kommen wir zum Thema „Knollen“ — ohne damit Rüben zu meinen. Nein, das sind die Protokolle, die hinter den Scheiben von Fahrzeugen klemmen. Und da beklagen sich in St. Tönis immer wieder die Paketdienste, die — zugegebenermaßen — oft außerhalb der Lieferzeiten ihre Dinge verteilen. „Die Lieferzeiten stammen noch aus den 80er Jahren“, klagt ein Fahrer. „Da gab’s amazon und Co. überhaupt noch nicht. Da ist nicht mehr zeitgemäß.“

Eine Erfolgsge schichte — so feiert der Kreis Viersen seine Service-Nummer 115, die er im März dieses Jahres eingeführt hat. Im November sei sogar die Schallmauer von 200 Anrufen durchbrochen worden, meldet die Kreisverwaltung.

Wenn die rund 23 000 Einwohner von St. Tönis jetzt noch mitmachen könnten, wären es vielleicht noch ein paar mehr. Die haben bekanntlich eine Krefelder Ortsvorwahl und sind somit — zumindest was die Nummer 115 angeht — aus dem Kreis Viersen ausgeschlossen. Gleiches gilt auch für ein paar tausend Menschen im Kempener Stadtteil Tönisberg.

Georg Seib, Ehrenmarschall der St. Sebastianus Bruderschaft Neersen, hat den Bischofsstab aus der Hand gelegt. Seib, der in diesen Tagen sein 85. Lebensjahr vollendet, erfreute die Kinder seit vielen Jahren als Nikolaus. Nun meint er: Jetzt sollen es Jüngere machen. Alle Kinder, die er in all den Jahren mit Geschenken und mahnenden Worten erfreute, sagen ihm an dieser Stelle: Vielen Dank.

Bei Spiel & Freizeit Lessenich in St. Tönis gibt es einen neuen Mitarbeiter, der lautlos durch die Gänge gleitet. Es handelt sich um einen 1,30 Meter langen, mit Helium gefüllten, ferngesteuerten Haifisch (Foto), der für große Augen bei den kleinen Kunden sorgt.

Der Körper dieses sogenannten Air Swimmers besteht aus einem Nylon-Material, das nach dem Befüllen mit Helium für Wochen aufgeblasen bleibt und auch nachgefüllt werden kann. Angetrieben wird der Hai durch die Schwanzflosse. Mit Hilfe des Fernbedienung kann er in jede gewünschte Richtung gesteuert werden.

Es wird gerast. Diese Klage führt Winfried Reinen aus St. Tönis, wenn er über den Autoverkehr auf der Hülser Straße nachdenkt. Besonders das Stück zwischen Schulstraße und Nordring sei betroffen. Dort gelte Tempo 30, woran sich aber niemand halte, klagt der Anwohner. Nicht einmal die Busse. Was den Mann zusätzlich ärgert: „Stadt und Polizei tun nichts“, sagt er. Das Problem gebe es nun seit drei Jahren, nachdem dort Poller entfernt wurden.

Dass Bürgermeister Thomas Goßen einen Alfa Romeo fährt, wissen regelmäßige Besucher von Veranstaltungen des Stadtkulturbundes Tönisvorst auf jeden Fall. Beim Gastspiel von Ingo Oschmann vor einigen Wochen war es seine Frau Heike, die den Autoschlüssel als einen spontan verfügbaren privaten Gegenstand „spendete“.

Als jetzt die Springmaus im Forum gastierte, ließ sich Georg Roth eben jenen Schlüssel anreichen, als es darum ging, Schellenklänge nachzumachen. Wer schon bei Oschmann dabei war, musste mehr als nur grinsen. „Hauptsache, ich bekomme den Schlüsselnachher wieder“, meinte das Stadtoberhaupt auf die Frage des Flüsterers, ob sich das Ganze zum „Running Gag“ entwickele.

Hunde und ihre Häufchen geben oft Anlass zu Ärger — so auch an der Jakob-Krebs-Straße 147 in Anrath. Dort gibt es eine kleine Grünfläche. Sie befindet sich im Besitz von vier Anliegern, die sich die Pflege teilen. Die Fläche werde aber leider sehr oft als Hundeklo missbraucht, ärgert sich Anliegerin Melanie Störmer.

Noch ärgerlicher sei, dass sich besagte Hundebesitzer manchmal auch noch uneinsichtig zeigten, wenn man sie anspreche. „Mein Mann wurde erst jüngst regelrecht beschimpft“, erzählte Störmer unserer Redaktion.