Stadtgeflüster: „Hier geht nichts vorwärts“
Über Schandflecke ärgern sich die Nachbarn – und das nicht nur im Flüsterton.
Willich/Tönisvorst. "Will man uns die Parkplätze wegnehmen?" Mit dieser Frage hatten sich Leser an den Stadtflüsterer gewandt: An der evangelischen Kirche in Schiefbahn am Wallgraben sind nämlich seit einiger Zeit ohne erkennbaren Grund Parkplätze abgesperrt, ein Halteverbot eingerichtet.
"Bürger, die bei der Stadt anriefen, bekamen dort schnell entsprechende Auskunft", sagt Josef Schmidt vom Geschäftsbereich Landschaft und Straßen.
Diejenigen, die bei der Zeitung angerufen hätten, bekämen jetzt halt über diesen "Umweg" Auskunft, sagt der Mann und klingt ein wenig verschnupft. "Am Regenrückhaltebecken Flöthbachaue wird gebaut. Die langen Lieferfahrzeuge können nur über den Wallgraben und die Fontanestraße zur Baustelle kommen. Damit das Fahrzeug an der Einmündung nicht stecken bleibt, muss das Haltverbot leider sein." Witterungsbedingt liefen die Arbeiten länger als geplant, aber das Ende sei in Sicht.
So, das zum Thema "Info über den Umweg Zeitung". Eine Bitte des Stadtflüsterers: Wie wär’s, wenn die Stadt diese Information direkt der Zeitung gäbe?
"Baut die Telekom auf der Viersener Straße eine Kompostierungsanlage?", fragt Leser Erwin Reuvers. Seit acht Wochen ist vor der Telefonzelle an der Viersener Straße/Ecke Kastanienallee der Bürgersteig aufgerissen - Wasser und Laub sammeln sich in der Baugrube. Passiert ist auf der Mini-Baustelle seither nichts mehr.
Auch auf dem Grundstück Viersener Straße 82 in St. Tönis tut sich rein gar nichts mehr. Und das seit 22 Jahren. Vor drei Jahren holte sich die Eigentümerin eine Baugenehmigung ein, das machte manchen Anwohnern Hoffnung. Bagger rückten allerdings nicht an - und das Unkraut durfte wieder wachsen. Auf dieses Grundstück machten im Übrigen gleich mehrere Leser aufmerksam.
Auch in Alt-Willich ärgern sich Anwohner über brachliegende Grundstücke: Zwischen Moosheide 35 und 47 wuchert nicht nur das Unkraut fröhlich vor sich hin, nein, es wächst über den Zaun und befällt auch den angrenzenden Gehweg.
Nur noch zwei von sechs Gehwegplatten seien noch zu benutzen, sagt Leser Erich Rauthe und fragt sich, ob die Stadt erst tätig werden würde, wenn Gefahr im Verzug sei oder sich jemand die Knochen breche. Bereits jetzt müssten Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwagen an der Stelle auf die Straße ausweichen.
Über einen weiteren Schandfleck in St. Tönis regt sich Hans Ehmann auf: Am Ende des Mayswegs, gegenüber des Industriegebietes, stehen drei Glascontainer. Immer wieder werde dort Müll abgelegt - eine wilde Müllkippe ist dort entstanden.
Zwar habe die Stadt einen Kleider- und Schuhcontainer entfernt, weil dort immer wieder Kartons und Säcke neben den Behältern abgestellt wurden. Leider habe sich die Situation seither nicht verbessert. Der genervte Anwohner hat bereits mit dem Ordnungsamt gesprochen.
Einen neuen Standort für die Glascontainer, der besser eingesehen werden kann, werde es nicht geben. Hans Ehmann zweifelt im Übrigen nicht an den reinlichen Qualitäten seiner Mitbürger. Denn die Schmutzfinken "müssen nicht unbedingt St. Töniser sein".
Tätää: Es wird karnevalistisch. Willichs Stadtprinzenpaar Petra und Rainer Füsgen aus Schiefbahn will seine Regentschaft mit einer Kamelle-Olympiade ausklingen lassen. In der Kulturhalle sollen am 31. Oktober Süßigkeiten fliegen. Einladungen sind rum, noch ist unbekannt, wie viele Rückmeldungen es gibt. Hoffentlich findet das Event statt, sagt der Stadtflüsterer und schiebt sich ein Twix rein.
"Kehrt die Stadt Tönisvorst ins Postkutschen-Zeitalter zurück?", fragt WZ-Leserin Irmgard Valentin. Grund für die Anfrage ist, dass ihr Freunde eine Karte aus Gladbeck geschickt hatten. Die brauchte satte acht Tage bis Tönisvorst. "Das ist kein Einzelfall", ärgert sich die Frau und mutmaßt, dass es daran liegen könnte, dass es in St. Tönis kein Postamt mehr gibt.
Anmerkung des Stadtflüsterers: Das kann kein Rückfall ins Postkutschenzeitalter werden. Die wären die Strecke deutlich schneller gefahren.
Albert Schwarz, scheidender Tönisvorster Bürgermeister, kann sich noch genau an seinen ersten Arbeitstag im Amt erinnern. "Ich habe mein Büro umgeräumt. Ich brauchte neue Möbel. In dem niedrigen Sofa saß ich wie ein Indianer vor dem Lagerfeuer." Auf die Frage, wie er denn in seiner Amtszeit angesprochen worden sei, sagt er: "Als Albert. Wenn etwas in der Verwaltung nicht klappt, wurde die Drohung ausgestoßen: Ich sag’s dem Albert."