Stadtwerke Willich Antworten zur aktuellen Gas-Situation

Willich · Wegen des Kriegs in der Ukraine wenden sich derzeit viele Kunden mit Fragen an die Stadtwerke Willich.

Tafil Pufja, Geschäftsführer der Stadtwerke.

Foto: Norbert Prümen

(msc) Die aktuelle politische Situation in Europa führe dazu, dass sich viele Kunden bei den Stadtwerken Willich mit Fragen melden – zur Preis­entwicklung, zur Versorgungssicherheit, zur Umstellung von L- auf H-Gas. Das teilt das Unternehmen mit. Tafil Pufja, Geschäftsführer der Stadtwerke: „Es bestürzt uns alle zu erleben, welches Leid die ukrainische Bevölkerung gerade ertragen muss. Wir alle haben den Wunsch, etwas beizutragen, damit dieser Krieg endet.“

So entwickeln sich die Preise

Die angespannte politische Situation treibe die Preise für Erdgas in die Höhe, so die Stadtwerke Willich. „Die Märkte reagieren so auf mög­liche Liefereinschränkungen sowie die gestiegene Nachfrage.“ Auch die Stadtwerke Willich haben den Preis in der Grundversorgung erhöht: Der Arbeitspreis für Erdgas wird ab dem 1. Mai 16,46 Cent brutto je Kilowattstunde betragen. Pufja betont, dass es die Möglichkeit gibt, in einen günstigeren Tarif zu wechseln, der mit einer Laufzeit bis Ende 2023 die Sicherheit eines stabilen Preises in ungewissen Zei­ten biete. Die rund 13 Prozent der Kunden, die von der Preisanpassung betroffen seien, „erhalten im Laufe der nächsten Tage das schriftliche Angebot des günstigeren Langzeitvertrags“. Ein Großteil der Willicher Stadtwerke-Kunden habe sich bereits für langfristige Erdgas-Verträge entschieden und sei von den Preisanpassungen zum 1. Mai nicht betroffen. „Natürlich werden wir die Situation an den Beschaffungsmärkten insge­samt kontinuierlich prüfen. Entspannt sie sich, werden wir die Preise auch wieder senken“, sagt Geschäftsführer Tafil Pufja.

Wie sicher ist die Versorgung?

„In Deutschland existiert eine sehr gute Speicher-Infrastruktur, und Gas-Vorräte sollten zur Heizperiode hin angelegt sein. Zudem ist das europäische Gas-Verbundnetz in den vergangenen Jahren stark ausgebaut worden. Es ermöglicht den Austausch der Energie innerhalb der Länder Europas. Sollte es dennoch zu Engpässen kommen, gibt es euro­paweit geltende gesetzliche Bestimmungen, die unter anderem Haushaltskunden beson­ders schützen“, so die Stadtwerke Willich.

Umstellung auf H-Gas
ist technisch notwendig

In Willicher Haushalten passen Monteure der Stadtwerke derzeit Heizungen und Gas­herde an, damit die Geräte sogenanntes H-Gas beziehen können. Dieses Gas komme ab Juni zum Teil aus Russland, so die Stadtwerke. Kunden fragten daher vermehrt nach, ob die Erdgas­umstellung gestoppt werden könne. Ein Stopp der Umstellung sei allerdings technisch nicht möglich.

Das aktuell noch in sechs Bundesländern fließende L-Gas stammt aus den Niederlanden. Da diese Vorkommen jedoch nahezu ausgeschöpft sind, haben Ener­gieversorger vor zwei Jahren damit begonnen, die technischen Umstellungen auf H-Gas zu planen. In Willich wird sie in den Ortsteilen Alt-Willich, Wekeln und Schiefbahn zum 31. Mai erfolgen. Danach können die Geräte nur noch H-Gas verbrennen.

Verbraucher können
Abhängigkeit reduzieren

Für Deutschland ist Russland laut Stadtwerken Willich derzeit der größte Gaslieferant: 55 Prozent des Gases sind russischer Herkunft, 30 Prozent kommen aus Norwegen, 13 Prozent aus den Nieder­landen. „Wir befinden uns in einem Spannungsfeld: Unsere Solidarität mit der Ukraine ist groß. Und das ist richtig so. Wir sind aber auch abhängig von russischen Energie-Importen. Da haben wir derzeit wenig Spiel­räume“, sagt Tafil Pufja. Über den Bundes­verband der Energie- und Wasserwirtschaft sind die Stadtwerke Willich eng an die politischen Überlegungen angeschlossen, wie die Abhängigkeit von russischer Ener­gie mittel- bis langfristig abgebaut werden kann.

Auch die Verbraucher haben Einfluss auf die weitere Entwick­lung: Wenn sie in allen deutschen Wohn- und Nichtwohngebäuden die Raumtemperatur um zwei Grad senken, so schätzt das Umweltbundesamt, ließen sich rund zehn Prozent des russischen Erdgases einsparen.

(msc)