Staunen über die deutsche Friedhofskultur
Derzeit ist eine Gruppe junger niederländischer Floristen zu Gast am Niederrhein. Am Mittwoch war sie in Anrath.
Anrath. „Später möchte ich mal große Events durchführen, so bei Ausstellungen oder Hochzeiten die Dekoration machen.“ Das sagt Max Schouten (18). Er erlernt derzeit im Clusius College im niederländischen Alkmaar den Beruf des Floristen. Max war am Mittwoch der einzige Junge inmitten von zehn Mitschülerinnen. Die Gruppe machte ein mehrstündiges Kurz-Praktikum im Anrather Blumenhaus Grütters.
Max gestaltete am Mittwoch auf dem Innenhof des Blumenhauses von Heinz-Peter Grütters und Margret Winkel ein Mustergrab, wunderte sich über die vielen Pflanzen, die darauf platziert werden können. Schon beim Spaziergang über den benachbarten Anrather Friedhof waren den Berufsschülern die Farbenvielfalt, das viel Grün und die Menschen aufgefallen, die dort die Gräber ihrer Angehörigen pflegen. „Das kennt man bei uns so überhaupt nicht, es gibt zwar viele Grabsteine, aber wenige Pflanzen“, sagte Lehrer Jans Berghuis, der an der Berufsschule in Alkmaar eigentlich Tierpflege lehrt, aber als Übersetzer mitgekommen war.
Und was der niederländischen Delegation, es waren insgesamt elf Schüler zwischen 16 und 20 Jahren und drei Lehrer, noch auffiel: Die Menschen auf dem Friedhof, die dort auf den Bänken sitzen und miteinander sprechen. „Bei uns bleibt der Friedhof ein trauriger Ort, an dem man alleine sein will“, sagten einige Jugendliche. „Die Kränze sind hier viel größer als bei uns“, sagte die 17-jährige Lisette de Vries, die mit ihrer Freundin Debbie ein Grabfeld mit Pflanzen und Enzianbäumchen dekorierte und Gefallen daran fand: „Dieser Brauch ist eine schöne Sache.“
Die Schüler sind auf Einladung des Deutschen Bauernverbandes und der Schorlemer Stiftung einige Tage in Deutschland zu Gast, sahen sich unter anderem in Bonn Obstbaumwiesen und Gartencenter an.
Das College in Alkmaar hat rund 700 Schüler, etwa 180 davon wollen später einmal Florist werden. Andere werden dort unter anderem in Tierpflege, in der Fisch- und Rinderzucht oder in der Lebensmittel-Technologie unterrichtet.
Die Schüler zeigten sich talentiert. Judith und Marloes hatten ohne besondere Anleitung ein schönes Bukett mit weißen Tulpen, Staticen und rot gestreiften Chrysanthemen zusammengestellt.
„Das sieht sehr schön aus“, lautete das erste Urteil der Chefin vom Blumenhaus Grütters. Einige Meter weiter arbeiteten Joyce und Marina an einer Sarg-Deko. „Bei uns wird das Gesteck etwas weiter nach vorne gesetzt“, sagte Margret Winkel. Den Schülerinnen und Max Schouten machte es Spaß, und auch Lehrerin Marjon Lak war begeistert: „Hier ist alles viel netter und bunter als bei uns.“ Nach wenigen Stunden ging es weiter, zum Jungpflanzenbetrieb Böker im Kehn.