Tönisvorst Straßenkarneval: Der Zug kommt — der Ärger ist schon da

Die Vorbereitungen für den Straßenkarneval laufen. Ebenso Gespräche über die Zukunft des TKK.

Tönisvorst. Es hält sich hartnäckig und lässt sich durch noch so viele Dementis nicht beeindrucken: Das Gerücht, der Karnevalszug am Tulpensonntag in St. Tönis falle 2016 aus. Wenn Dieter Hackstein das hört, schwillt bei ihm die Halsschlagader: „Alles Quatsch, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.“

Foto: Kurt Lübke

„Ich weiß nicht, woher das kommt“, ärgert sich Hackstein, der sich bei der Organisation des Tönisvorster Straßenkarnevals engagiert. „Die Anmeldungen liegen bereits bei der Stadt, sowohl für den Zug als auch für das Zelt“, betont er. Der Sicherheitsdienst sei ebenso geordert wie das Rote Kreuz, das den Sanitätsdienst übernimmt. „Drei Musikkapellen sind auch schon geordert“, sagt Hackstein. Einige sollen noch dazukommen.

Auf dem Parkplatz an der Willicher Straße soll wieder das Zelt stehen. „Mit Boden und beheizt“, verspricht der Organisator. Derzeit verhandelt er für das Tönisvorster Karnevals Komitee (TKK), woher das Zelt kommen soll. „Das ist nicht so einfach.“

Auch für die Organisation des restlichen Straßenkarnevals sieht sich das TKK an vorderster Front. So werde es auf jeden Fall wieder den Rathaussturm geben, wenngleich der wieder im Zelt gefeiert werde.

Der organisierte Karneval — gerade auch in Form der Umzüge — hat eine lange Tradition. 2016 wird der Karnevalszugverein 111 Jahre alt, ein Jubiläum, das gefeiert werden soll. Das geschieht leider ohne erwachsene Tollitäten. Es gibt weder ein Prinzenpaar, noch ein Dreigestirn, noch eine alleinige Majestät. Dass dennoch bei der Proklamation am 11.11. ein jeckes Oberhaupt gekürt werden kann, ist dem Jugendkarneval zu verdanken. Der kann mit einer Prinzessin aufwarten.

So eigenständig die Karnevalisten der Apfelstadt sind, einen Leitsatz aus dem benachbarten Krefeld haben sie für sich dennoch beherzigt: „Fastelovend ohne Striet is driet — frei übersetzt: Karneval ohne Streit ist nix.“. Es knirscht mal wieder heftig zwischen dem TKK und den anderen Vereinen. Den Vereinen geht ihr Einfluss beim Komitee offenbar nicht weit genug, dem TKK wiederum geht der Einfluss der Vereine zu weit.

Derzeit versucht man, aus dem Komitee einen „normalen“ Verein zu machen. Das bestätigt Silvia Schacks vom TKK-Vorstand. „Die Aufgabenteilung bliebe wie bisher“, betont sie. Was bedeutet: Das TKK kümmert sich um den Straßenkarneval, die Proklamation und um Bewerber für das Prinzenpaar. Wie anderweitig zu hören war, ist eine Satzungsänderung nötig.

Für die Begleitung des Prinzenpaars (alternativ: Dreigestirn oder Einzel-Tollität) ist die Prinzengarde zuständig. Die Prinzessin wird begleitet von der KG Nachtfalter, der Jugendkarnevalsverein kümmert sich um alles, was mit dem Nachwuchs zu tun hat. Rot-Weiß ist für die Vorster Narretei zuständig. Jetzt müssen sich die Vereine zusammensetzen.

Der Stress in diesem Umfeld hat eine lange Geschichte. Immer wieder hatte sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Prinzengarde beklagt. Ihr wiederum war vorgeworfen worden, sich eher um Veranstaltungen außerhalb der Stadt zu kümmern als in Tönisvorst.

Ärger hatte es wohl auch im Nachgang der vergangenen Mitgliederversammlung gegeben. Hier hatte sich schließlich Jochen Moors zum Vorsitzenden wählen lassen. Anschließend — so die Kritik hinter vorgehaltener Hand — habe er sich nicht blicken lassen. „Stimmt nicht“, sagt der. Ich bin mit den Stimmen aller Vereine gewählt worden.“ Er habe seinen Vorstandskollegen Schacks und Norbert Bellkamp weitgehend freie Hand gelassen. Er unterstütze auf jeden Fall die Satzungsänderung.

Was die Zukunft des Zuges angeht, gibt sich Moors zurückhaltender als der Zugleiter selbst. „Das muss sich wirtschaftlich darstellen lassen.“ Es sei zwar die Aufgabe des TKK, einen Zug stattfinden zu lassen, aber es müsse sich rechnen. „Wir wollen alle den Zug. Es wäre schade, wenn die Kinderprinzessin woanders teilnehmen müsste.“ Was dringend gesucht werde, sei noch ein Sponsor. Er wolle auch kein Fremdkörper sein. Moors ist zugleich Präsident des Jugendkarnevalsvereins.