Tönisvorst St.Tönis: Linden liegen am Hagelkreuz

Ein Sturm fällte das geschützte Baum-Ensemble. Eine Neuanpflanzung ist derzeit offen.

Foto: Friedhelm Reimann

Es ist ein trauriger Anblick: Beide Winterlinden am Hagelkreuz, das einsam in der Nähe des Gutes Groß-Lind zwischen Vorster und Düsseldorfer Straße auf freiem Feld steht, liegen am Boden. Ihr Blattwerk ist schon ganz braun. Nach Auskunft der Stadtverwaltung waren die Bäume Mitte Juni bei einem Sturm umgestürzt. Genauer: Das ältere Exemplar des geschützten Landschaftsbestandteils krachte zu Boden und begrub dabei seinen jungen Begleiter unter sich.

Die Bäume haben — wie das Kreuz selbst — eine interessante Geschichte. Ursprünglich standen dort drei imposante Winterlinden („Tilia Cordata“), die der Kaufmann Gerhard Schumacher aus Krefeld-Forstwald mit eigener Hand gepflanzt hatte. Sie waren die einzigen, die von dem alten Krefelder Friedhof übrig geblieben waren, der sich an der heutigen Rheinstraße befand.

Auf Befehl Kaiser Napoleons musste dieser Friedhof 1811 einer breiten Chaussee nach Uerdingen weichen. Doch gelang es Gerhard Schumacher, dem damaligen Besitzer des Guts Groß-Lind, drei junge Linden vom Friedhof zu retten und an das besagte Hagelkreuz zu versetzen.

Bis 1939 blieb das Baum-Ensemble komplett erhalten, danach standen bis kurz nach der Jahrtausendwende immerhin noch zwei davon. Dann kam der Orkan Jeanett und setzte einem der fast 200 Jahre alten Naturdenkmäler mächtig zu. Zwar gelang es, ihn durch einen Rückschnitt noch zu retten, wofür sich unter anderem der Heimatbund und sein Ehrenvorsitzender Rolf Schumacher eingesetzt hatten. Doch 2012 schaffte eine Windbö dann das, was dem Orkan nicht gelungen war: Der von einem Pilz in Stamm, Wurzeln und Erdreich befallene Baumriese stürzte endgültig um. „Wieder ein kleines Stück Geschichte, das zu Ende gegangen ist“, bedauert dies der damalige Vorsitzende des Heimatbundes, Heinrich Josef Thelen. Noch im gleichen Winter wurde der Baum jedoch durch eine Neuanpflanzung ersetzt — der jetzt unter seinem 200 Jahre alten Kollegen begraben wurde.

Bei der Stadtverwaltung selbst wurde man erst durch einen Anruf der WZ auf diesen Umstand aufmerksam. „Die Bäume sind Privatbesitz, der Eigentümer weiß Bescheid“, so Stadt-Pressesprecherin Catharina Perchthaler. Derzeit müsse man sie liegen lassen, da die Felder rund um das Hagelkreuz zunächst abgeerntet werden müssen. Ob es später eine Neuanpflanzung gebe, sei noch offen.