Studenten prüfen Kreisverkehr
Eine Delegation der Uni Köln war am Donnerstag in Alt-Willich. Es ging um das Rondell und die dortigen Unfallgefahren.
Willich. Donnerstag, zwölf Uhr mittags, der Betrieb an dem großen Rondell ist noch einigermaßen überschaubar. Dennoch ist einiges los, bringen beispielsweise Landwirte ihre erste Getreideernte ins Trockene, suchen Lkw die benachbarten Auffahrten auf A 52 oder A 44 oder Pkw-Fahrer den direkten Weg in die Ortsmitte. Später kommen unter anderem noch die Schüler der benachbarten Gesamtschule mit ihren Rädern oder mit dem Bus hinzu.
Seit längerem gehört der große Kreisverkehr in Alt-Willich, an dem die Bahn-, Park- und St. Töniser Straße zusammenlaufen, zu den Unfallhäufungsstellen im Kreis Viersen. Allein im vergangenen Jahr ist es dort zu insgesamt 19 Unfällen gekommen, davon war sieben Mal zumindest ein Fahrradfahrer beteiligt, darunter waren vier Kinder.
Am Donnerstag schauten sich Professor Dr. André Bresges, der die „Physikdidaktik“ an der Kölner Uni lehrt, und sieben seiner Studenten diesen Gefahrenpunkt an. Sie hatten die Aufgabe, auch in Gesprächen mit den Passanten die Gründe zu erforschen und nach Möglichkeiten zu suchen, wie dieser Bereich vor allem für die Rad fahrenden Kinder sicherer gemacht werden kann. „Wir standen gerade hier, da hörte ich schon die ersten quietschenden Reifen“, sagte André Bresges beim Ortstermin.
Der Dozent und die angehenden Gymnasial- oder Gesamtschullehrer, größtenteils zwischen 22 und 25 Jahre alt, trafen sich mit Vertretern der Polizei und der Deutschen Hochschule der Polizei an dem großen Rondell. Die Kreispolizei hatte sich 2017 um wissenschaftlichen Beistand bemüht, um den Gründen der Beinahe-Kollisionen und Unfällen auf die Spur zu kommen. Zuletzt hatte der Kreis Viersen bei der Verkehrssicherheit von Rad fahrenden Kindern unter den 47 Kreispolizeibehörden in NRW den 47. und damit letzten Platz belegt.
Die Studenten postierten sich an einigen Punkten, befragten Passanten, wie sie den Bereich dort wahrnehmen. Einige der Studenten, so Julian Schilling und Barbara Falk, liehen sich ein Fahrrad aus. Was ihnen sofort auffiel: dass auf einigen Zebrastreifen, die Fußgänger und Radfahrer passieren können, die Autos dicht an dicht standen, dass für eine gefahrlose Überquerung teilweise wenig Platz war. „Das ist hier ständig so eine Art Spießrutenlaufen“, kommentierte eine etwa 50-jährige Willicherin, die gerade auf dem Wochenmarkt eingekauft hatte.
Ohne die Fußgänger und Radfahrer hatte eine Verkehrszählung vor einiger Zeit ergeben, dass den Kreisverkehr täglich mehr als 30 000 Fahrzeuge passieren. „Das ist einfach zuviel Verkehr, so kann eine optimale Steuerung überhaupt nicht erfolgen“, kommentierte ein Rentner.
Studenten schilderten ihre eigenen Beobachtungen: Einige Markierungen der Radwege seien unklar, die kleine Mauer an der Tankstelle schränke ebenso die Sicht ein wie der starke Baumbewuchs in der Mitte des Kreisverkehres. „Der Autofahrer soll sehen, wie es bei den anderen Ein- und Ausfahrten aussieht, vielleicht wird er dann geduldiger, gerade was das Vorbeilassen der Radler und Fußgänger an den Überwegen angeht“, meinte in einer ersten Stellungnahme André Bresges.
Fürwahr: So mancher Autofahrer wollte nicht mehr länger warten, fuhr in den Kreisverkehr hinein, behinderte dadurch die Passanten, die gerade über den Zebrastreifen gehen wollten. Berges: „Vielleicht kann man hier einige Schilder aufstellen, um die motorisierten Verkehrsteilnehmer zu einer größeren Rücksichtnahme zu veranlassen.“ Allerdings wurden auch Schilder mit der Aufschrift „Radfahrer bitte absteigen“ gewünscht, um auch von den Radlern ausgehende Unfälle an den verschiedenen Ein- und Ausfahrten zu minimieren.
In der Kölner Uni sollen die Ergebnisse und Beobachtungen der Studenten jetzt zusammengetragen werden.