„Suppenküchen“-Premiere in St. Tönis war nur spärlich besucht
Die „Suppenküchen“-Premiere in St. Tönis war nur spärlich besucht — das Team will nun mehr Werbung für die Aktion machen.
St. Tönis. Ursula Mertens ist der erste Gast im St. Töniser Marienheim. Als sie hört, was sich in dem großen Topf vor ihr befindet, ist sie begeistert: „Ich mag Erbensuppe sehr gerne — aber für mich alleine koche ich sie nicht.“ Die 72-jährige Witwe ist nicht nur zum Essen gekommen — sie freut sich über die Gesellschaft und bietet direkt ihre Hilfe beim zukünftigen Gemüseschälen an. „Ich bin nicht so kontaktfreudig“, erzählt sie. Es müsse schon jemand auf sie zukommen.
Jemand wie Schwester Patricia vom Orden der Salvatorianerinnen: Zusammen mit sieben anderen ehrenamtlichen Helfern bemüht sie sich um eine angenehme Atmosphäre für die Gäste. Chefkoch ist Johannes Thelen (68), der unter anderem auch im Kirchenvorstand aktiv ist.
Viel zu tun hat das Team allerdings nicht. Zum gestrigen Start der „Suppenküchen“-Aktion (siehe Info-Kasten) zählen die Helfer bis 13 Uhr nur sechs Erwachsene und vier Kinder. Gedeckt ist für das Dreifache. 20 Liter Suppe mit Wurst-Einlage wurden gekocht, das Meiste muss eingefroren werden.
Dabei ist der Kreis der potenziellen Esser gewaltig: „Wir kochen für alle St. Töniser“, betont Rautgundis Puneßen. Im Unterschied zur Lebensmittelausgabe der Tönisvorster Hilfe richtet sich das Angebot also nicht nur an Bedürftige. Besonders Alleinstehende wie Ursula Mertens sind willkommen.
„Wir haben im Vorfeld schon viele Leute angesprochen, und es wurde ja auch in der Kirche verkündet“, sagt Johannes Thelen. Er will nun einige Werbe-Plakate malen, Flyer verteilen und hofft zudem auf Mund-zu-Mund-Propaganda. „Gehen Sie durch St. Tönis und sagen Sie allen, wie gut es Ihnen geschmeckt hat“, bittet er Ursula Mertens.
Dann betritt eine Frau den Saal und blickt irritiert umher — sie ist eigentlich wegen Lebensmitteln für ihre fünfköpfige Familie gekommen. Doch die Ausgabe der Hilfe findet erst wieder am nächsten Mittwoch statt.
Sofort springt Schwester Patricia auf und lädt sie zu einem Teller Suppe ein. Die aus dem westafrikanischen Togo stammende Frau zögert kurz, dann setzt sie sich. Still isst sie ihren Teller leer. „Das schmeckt gut“, sagt sie in gebrochenem Deutsch. Zum Abschied packen ihr die Ehrenamtler noch ein paar Brötchen ein — es sind ja mehr als genug da.