Theater ist Weg ins neue Leben

13 Arbeitslose präsentieren in einem Theaterprojekt kabarettistisch, wie sie an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurden.

Schiefbahn. Ja, sie haben das alles selbst erlebt. Die 13 Arbeitslosen, die am kommenden Freitag mit der Theaterproduktion „Hartz Fear TV — Die Jensen Show“ in der Kulturhalle gastieren. Sie kennen den Alltag auf dem Amt, die sinnlosen Fortbildungsmaßnahmen, sie haben erlebt, wie man sich ohne Arbeit immer weiter an den Rand der Gesellschaft bewegt und dass man schließlich lieber geist- und sinnlos Fernsehformat konsumiert, als sich mit Freunden zu treffen.

Es ist also Zeit, aufzuräumen, irgendwo einen Anfang zu machen, gegen den Strudel der Hoffnungslosigkeit zu arbeiten. Das Theaterprojekt war ihnen dabei eine wichtige Hilfe. „Ich kann jetzt besser auf andere Menschen zugehen“, sagt Jessica. „Normal rede ich nicht mit fremden Menschen“, sagt die 20-Jährige. Davon hat sie zwar immer noch keinen Job, aber sie auf der Bühne zu sehen, wie sie frei von Träumen erzählt, von dem, was ihr Selbst ausmacht, nachdem sie sich nicht mehr über Arbeit definieren kann, und davon, dass sie weiß, was für ein wertvoller Mensch sie ist, das ist ein Erlebnis.

Für Frank war die Theaterarbeit ein Anker, nach seiner Suchttherapie. „Gleich am ersten Abend in der Selbsthilfegruppe habe ich den Flyer gesehen („Mitspieler gesucht“) und habe mich gemeldet.“ Das habe ihm geholfen, die Welt, die sich nüchtern nicht hoffnungsvoller präsentierte als unter Alkohol, zu ertragen. „Wir haben so viel Spaß beim Proben gehabt“, sagt er.

Diesen Spaß vermittelt die Truppe — trotz des persönlichen Elends — auch den Zuschauern. Der Roman „Herr Jensen steigt aus“ von Jakob Hein liefert eine Rahmenhandlung, die Theaterpädagoginnen Marion Kaeseler und Verena Meyer die Anleitung dazu, dass das Stück unterhaltsam und witzig rüber kommt.

Es nutzt den persönlichen Charme der Akteure und baut auf kabarettistische Zuspitzungen. Initiiert wurde das Ganze von Heinz Liedgens von der Caritas im Bistum. „Ich habe in Freiburg eine Aufführung von Brechts Dreigroschenoper mit Arbeitslosen gesehen und in Berlin den Chor der Wohnungslosen gehört.

Da wollte ich so etwas auch für unser Bistum.“ Teilhabe in sozialer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht sei leichter zu bewerkstelligen. Wie viel kulturelle Teilhabe bringt, davon kann sich jeder Zuschauer überzeugen: Vom Rand der Gesellschaft in den Mittelpunkt. Und wenn es nur für 70 Minuten ist.