Theater mit Herz: Das Figuren-Spiel von Notre Dame
Virginia und Stefan Maatz ließen ihre Puppen tanzten und setzten als Akteure dem Spiel den besonderen Stempel auf.
Neersen. Nehmen wir vorweg: Das einzig Enttäuschende am Sonntagabend im Neersener Ratssaal war die geringe Besucherzahl von deutlich unter 100. Die Inszenierung von „Notre Dame“ vom Theater Con Cuore, was Theater mit Herz bedeutet, war ungewöhnlich. Allein aus diesem Grunde schon sehenswert.
In Deutschland ist das Werk von Victor Hugo als „Der Glöckner von Notre-Dame“ so bekannt, dass hier nicht auf den Inhalt eingegangen werden muss. Das Theater „Con Cuore“ hat sich auf wesentliche Handlungsstränge beschränken müssen und doch viel in 60 Minuten gepackt.
Was man in diesem Zusammenhang wissen sollte: Virginia Maatz (41), die gemeinsam mit Ehemann Stefan P. Maatz (43) auftritt, ist die Tochter von Johanna und Harald Sperlich vom „Hohenloher Figurentheater“.
Die Tochter ist zwar geprägt von den beruflichen Leistungen ihrer Eltern, geht jedoch eigene Wege. Beim „Theater Con Cuore“ verzaubern auch Figuren wie der hässliche Quasidmodo oder die bildhübsche Esmeralda das Publikum. Die beiden Akteure sind aber als Künstler immer präsent, egal, ob sie die Figuren auf beeindruckende Weise führen oder sich selbst in Szene setzen.
Absolut beeindruckend, wie Virginia die Schönheit in dem knallroten Kleid tanzen ließ. Die Ausschnitte aus „Notre Dame“ sind eingebettet in das Schicksal zweier Personen, die nicht zusammenkommen dürfen und sich 500 Jahre zurückträumen: Virginia Maatz betreibt einen Souvenirladen vor den Toren von Notre Dame, Stefan P. Maatz verkörpert den Priester, der von der schönen Frau aus dem Souvenirgeschäft jeden Tag aufs Neue eingeladen wird. Es geht um das Zölibat und andere aktuelle Themen, aber nur am Rande.
Im Kern steht der Stoff von Victor Hugo. Die Bühnenausstattung und die Figuren stammen von Barbara und Günter - und die haben wieder ganze Arbeit geleistet.
Einer der Höhepunkte des Abends war der Tanz der schönen Esmeralda. Virginia Maatz verlieh ihren Bewegungen ungeheure Anmut. Ansonsten machten der eitle Hauptmann Phoebus, Quasimodo und die anderen Akteure deutlich, dass das Leben im Spätmittelalter in Frankreich kein Zuckerschlecken war - ein Happy-end konnte man da nicht erwarten.