Tönisvorst: Das „Spaßbad“ am Graverdyk
Der Baggersee bei Vorst soll noch einmal erheblich vergrößert werden.
Tönisvorst. Aus den Baggerlöchern am Graverdyk in Vorst ist ein Freizeit- und Erholungsbereich geworden, mit einer Seenplatte, "Spaßbad", mit einem Aussichtsturm und grünen Uferzonen, die zum Joggen oder Entspannen einladen!
Noch ist dies eine Vision. Aber eine, die irgendwann einmal wahr werden könnte. In der Zwischenzeit wird dort aber erst einmal weiter ausgebaggert. Jetzt stellte das Kieswerk in den beiden Tönisvorster Fachausschüssen die geplante Erweiterung vor.
Jürgen Tarter vom Wuppertaler Kiesunternehmen "Cemex" fasste in der gemeinsamen Sitzung von Planungs- und Bau-, Energie-, Verkehrs- und Umweltausschuss zusammen: Nicht erst 2016, sondern wahrscheinlich schon im nächsten Jahr sei aufgrund der starken Nachfrage von Beton oder Mörtel das Vorkommen an Sand und Kies im ersten Abschnitt erschöpft.
Deshalb plane man eine Erweiterung im östlichen Anschluss um etwa 51 Hektar. Das entspricht einer Fläche von rund 710 mal 710 Metern. Derzeit befinde man sich im vom Kreis betriebenen Planfeststellungsverfahren, bei der Umweltverträglichkeitsstudie und bei den Gesprächen mit den jeweiligen Eigentümern.
Die großen Kettenbagger und Tiefengreifer, die auch bei der Erweiterung die Rohstoffe aus einer Tiefe zwischen 17 und 25 Metern aus dem Boden holen, will "Cemex" also 2011 stehen lassen. Allerdings muss das Betonwerk mit der Technik und den Hallen etwas versetzt werden.
Die Ausbaggerung erfolge abschnittsweise auf sieben Abbaufeldern. Die geplante Dauer schätzte Tarter auf "25 bis 30 Jahre"; die jährliche Förderung liege zwischen 500.000 und 600.000 Tonnen: "Die Konjunktur und die Nachfrage wird zeigen, ob wir mehr oder weniger produzieren, also eventuell wieder schneller fertig sind."
Für die CDU war Christiane Tille-Gander nicht grundsätzlich gegen die Erweiterung, sprach aber von "erheblichen Bedenken seitens der Landwirtschaft". Sie kündigte an, alles, auch die Ausgleichsflächen und Grundwasserstände, genau kontrollieren und begleiten zu wollen. Wie Johannes Funck (SPD) begrüßte sie einen Lokaltermin, um sich die Lage der beabsichtigten Erweiterung vor Ort anzusehen.
Rudolf Platen, der dem Planungsausschuss als sachkundiger Bürger angehört und als Landwirt Interessen der Bauern vertritt, sprach ebenfalls von erheblichen Bedenken. Er hielt diese Fläche für den Tourismus für ungeeignet und sprach von einem starken Aufkommen an Wildgänsen, die schon jetzt Schäden auf den Feldern anrichteten.
Aber lediglich Herbert Derksen (GUT) lehnte die geplante Erweiterung ab. Hans Josef Manten (FDP) wies darauf hin, dass der Tönisvorster Rat bereits vor Jahren der Erweiterung durch eine entsprechende Ausweisung im Flächennutzungsplan zugestimmt habe. Und: "Es gibt auch Landwirte, denen die infrage kommenden Flächen gehören und die damit sehr viel Geld verdienen."
Nach Ansicht vom Planungsausschuss-Vorsitzenden Hans Joachim Kremser böte die Erweiterung eine "gewisse Chance", dass danach dort wirklich ein Erholungs- und Freizeitzentrum entstehen könne. Beide Ausschüsse stimmten getrennt ab, befürworteten die Erweiterung, machten dies aber von optimalen Renaturierungsmaßnahmen für die bald ausgebaggerte Fläche und für die Erweiterung abhängig. Sie wünschten vom Kieswerk regelmäßige Infos auch über den jeweiligen Auskiesungsstand.