Inklusives Theater in der Fabrik Heeder Überraschung auf der Bühne

Schüler und Behinderte führten in der Fabrik Heeder ein Stück über Demenz auf.

Foto: Jochmann

Anrath/Krefeld. Ein letztes Abklatschen untereinander, dann geht es auf die Bretter der Studiobühne in der Fabrik Heeder. Die neun Achtklässler des Lise-Meitner-Gymnasiums präsentieren ihr Theaterstück „Heute und Gestern sind wir Jetzt — Ein Stück vor und zurück“. Die Premiere des Integrativtheaters „Miteinander Theater“ ist dabei für die Schüler mehr als die bloße Aufgabe, Text und Handlung in möglichst reibungslosem Ablauf aufzuführen.

So haben die Darsteller an ihrer Hand fast immer einen Bewohner der Lebenshilfe-Wohnstätte „Haus Anrode“ aus Anrath. Seit einem Jahr üben die Gymnasiasten zusammen mit 13 Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe-Wohnstätte unter dem Motto: „Miteinander Theater“ für die Premiere in der Fabrik Heeder.

„Wir freuen uns riesig darauf, an einem solchen Ort spielen zu dürfen“, sagt Christine Schierbaum, die Leiterin der Theaterkooperation vor dem Auftritt. Freudig geht es dann auch auf der Bühne zu. Dort wird die Geschichte eines Geschwisterpaares erzählt, die nach Jahren ihre Großeltern mal wieder besuchen kommen.

Generelles Thema des Theaterstücks ist die Erinnerung von Demenzerkrankten. Durch den Besuch bei Oma und Opa erleben die Geschwister jedoch auch eine Reise in die Vergangenheit, die so viel anders ist als die heutige Welt der Jugendlichen.

Das Heizen mit Kohleöfen, der Einkauf von frischen Obst- und Gemüsewaren auf dem Markt — die Erinnerungen an diese Zeit sind bei den Jugendlichen nur schemenhaft vorhanden. „Cool“ finden sie es trotzdem, wie damals gelebt wurde. Die im Haushalt anfallende Arbeit will aber keiner so recht in den eigenen Alltag integriert wissen.

Das Stück besticht vor allem durch seine Unvorhersehbarkeit auf der Bühne. Denn die Bewohner des „Haus Anrode“ sagen und spielen nicht immer genau das, was laut Ablaufplan vorgesehen ist. Statt eines „Ja“ folgt als Antwort auf eine Frage auch schon mal ein „Nein“. Die Freude darüber ist im Publikum wie auch bei den Schülern auf der Bühne nicht zu überhören. Der Erzählfaden des Stücks reißt trotzdem nicht ab.

Das Zusammenspiel zwischen den Achtklässern, die auf der Bühne als Darsteller, Anleiter und Souffleure agieren, und ihren Mitspielern ist herausragend. Und auch wenn die großen Mono- und Dialoge den Schülern gehören, nimmt das Stück doch dann immer wieder Fahrt auf, wenn gerade etwas Unvorhersehbares geschieht. Das passiert immer dann, wenn das Mikrofon an einen Darsteller aus dem „Haus Anrode“ weitergereicht wird.