Obstanbau Die Sommeräpfel sind reif
St. Tönis · Familie Panzer vom Obsthof Unterweiden pflückt bereits Delbarestivale und James Grieve.
Liegenlassen sollte man ihn nicht. Auch nicht links. Denn James Grieve, der Knackige, ist von der sensiblen Sorte. Im positivsten Apfelstadt-Sinne verstanden. Ein Exemplar der Sorte, die ihre bestechensten Gaumenfreuden entfaltet, wenn man sie vom Baum pflückt und gleich hineinbeißt. Oder wenigstens kurz danach.
In diesen Genuss kommt Philipp Panzer zurzeit täglich. Mehrmals. Die Sommeräpfel sind reif. Panzer ist Vorkoster der hiesigen Ernte in Unterweiden. Und die, sagt er, wird gut. Nicht überragend, aber gut.
Wetter 2020 meinte
es gut mit den Obstbauern
Das Wetter war nämlich gnädig mit ihm und den Plantagen der Familie. Wenige Frostnächte, kaum tropen-heiße Tage. Da konnten die eingeschobenen nächtlichen Beregnungen alle Gefahren anwenden. Frostbeulen wie Sonnenbrand. Letzteres hätte ohne Vorsicht und Sorgfalt sonst an diesem mehr als 30 Grad heißen Freitag gedroht.
James Grieve und Delbarestivale sind die Sommeräpfel in Unterweiden. Obstbauer Philipp Panzer ist vor eineinhalb Wochen in die Ernte eingestiegen.
James Grieve, der Säuerliche, der sich so hervorragend zu Kompott eignet, sei klassich wie ein Klarapfel, sagt er. „Schmeckt zu Reibekuchen oder als Nachtisch zu Quark.“
Frisch und saftig und von „schöner Süße“ zeige sich der Delbarestivale. Klingt ein wenig nach dem beliebten Elstar, aber der erlangt seine Reife erst in vier bis fünf Wochen.
Die Sommeräfpel blühen zeitgleich mit den Herbstsorten, aber ihr Reifeprozess vollzieht sich schneller. „Daher sind sie aber auch nicht lagerbar.“ Bei längerer Lagerung droht Mehligkeit. Die ist nicht erwünscht.
Zehn Prozent der Plantagenflächen sind mit Sommeräpfeln bestellt. Mitte Juli bis in den September hinein werden sie geerntet. Dabei gehen die Pflücker nicht einmal durch die Reihen und ernten die Bäume ab, sondern pflücken nur die gut gefärbten Früchte und lassen den anderen noch fehlende Reifetage. „Sommeräpfel benötigen mehr Pflege und Zuneigung“, sagt Panzer.
15 Apfelsorten baut der Familienbetrieb an, darunter Boskop, Braeburn und Jonagold. Weniger bekannt ist Zari, eine Kreuzung aus Delbarestivale und Elstar. Sie ist eine eher süße, sehr saftige Sorte, mit festem Fruchtfleisch und dazu auch lagerfähig, so Panzer.
Aufmerksam wird er auf neue Sorten auf Messen oder Treffen der Fachgruppe Obstbau Niederrhein. Dort wird gefachsimpelt, informiert, verkostet, von Seminaren berichtet. Ist das Interesse an jungen, neuen Sorten geweckt, werden 15 Bäume „in einer Testecke“ gepflanzt, eine zeitlang beobachet und getestet, bis sie ins Sortimet aufgenommen wird. Zari hat überzeugt. In zweiter Saison wird sie von 400 Apfelbäumen geerntet.
Saisonmitarbeiter
werden erwartet
Im Moment werden die festen Mitarbeiter durch vier Erntehelfer unterstützt. Ende August werden die meisten Saisonmitarbeiter erwartet. Die meisten kommen aus Rumänien und Polen. Sie sind über Jahre mit Familie Panzer bekannt und haben bereits teilweise die Erdbeer-Ernte unterstützt.
In Coroanzeiten ist die bürokratische Mehrarbeit für die Arbeitgeber nicht von der Hand zu weisen. Das Konzept von der Desinfektion bis zur „halben Zimmerbelegung“ steht. Die Erntehelfer arbeiten in Gruppen von sechs bis acht Personen. Einer von ihnen ist Ansprechpartner mit Führungsaufgaben.
Ein Viertel bis ein Drittel der Apfelernte geht in die Direktvermarktung, wird über die Hofläden verkauft. Die übrige Menge wird an Supermärkte in der Region geliefert. Die weiteste Anreise für Elstar und Co-Sorten sind 30 Kilometer, sagt Panzer.