Weihnachten 2019: Tagesmutter Ute Daniels aus Tönisvorst Vor 20 Jahren von Bankerin auf Tagesmutter umgesattelt

St. Tönis. · Ute Daniels hat in Tönisvorst den Beruf der Tagesmutter mitbegründet.

Ute Daniels möchte die Arbeit mit kleinen Kindern wie Lotta, Till, Moritz, Amelie und Jana (von links) nicht missen.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Amelie sitzt auf dem Schoß von Ute Daniels und hört gespannt zu. Gerade liest die 51-Jährige aus einem Bilderbuch vor. Auch Ella und Lukas sind ganz bei der Sache. Sie kuscheln sich an Daniels’ Schulter. Das Verhältnis zwischen den Kleinkindern und der St. Töniserin ist vertraut und von Zuneigung erfüllt. Dabei ist Daniels weder Mutter noch die Großmutter der Zweijährigen Die 51-Jährige arbeitet als Tagesmutter und das seit 20 Jahren.

„Als ich anfing, gab es kaum Tagesmütter“, erinnert sich Daniels. Dabei war es damals noch viel schwieriger für Eltern, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, denn die meisten Kindergärten nahmen Kinder erst auf, wenn sie drei Jahre alt waren, und schlossen über Mittag. Daniels, die selbst kurz vorher ihre zweite Tochter bekommen hatte, waren die Probleme bekannt, und sie beschloss, mit anderen Müttern eine Großtagespflege zu eröffnen.

„Wir wollten einen Raum mieten und dort eine Betreuung ab zwei Jahren mit Übermittagsangebot einrichten“, erinnert sich die St. Töniserin. In der Rosentalhalle war schnell ein Raum gefunden, aber die Stadt wollte einen Zehnjahresmietvertrag, und das war den Frauen zu heikel: „Wir wussten ja gar nicht, ob das ankommt und wir so viel Zulauf haben, dass wir das bezahlen können.“

Daniels entschied sich beruflich zunächst gegen die Erziehung

Die Vorstellung, ihren Tag mit Kindern zu verbringen aber gefiel der jungen Mutter. Außerdem hatte sie bereits eine Fortbildung belegt. So bot sie die Betreuung kurzerhand bei sich zu Hause an – damit erfüllte sie sich einen Traum: „Ich wollte schon nach der Schule eine Ausbildung zur Erzieherin machen, weil ich Kinder immer gerne hatte und es faszinierend finde, die Welt mit Kinderaugen zu sehen, aber dann hab’ ich mich doch für die Banklehre entschieden.“

Geschadet hat die Ausbildung bei der Sparkasse nicht, denn dort hat Daniels ihren Mann kennengelernt und das Rüstzeug bekommen, das ihr die Büroarbeit enorm erleichtert. Mit zwei Kleinkindern, die an zwei Tagen in der Woche ihren Vormittag bei der St. Töniserin verbrachten, fing 1999 alles an. „Meine beiden Töchter waren dabei und wuchsen mit den Tageskindern auf“, erinnert sich Daniels an die Anfänge.

Als 2004 ihr Sohn geboren wurde, reduzierte die dreifache Mutter ihre Stunden. 2006, als das Wort Tagesmutter plötzlich in aller Munde war, stieg sie wieder voll ein. Nach ihrem Sohn Florian nannte sie ihr Betreuungsangebot „Flokiste“ und konnte sich vor Nachfragen bald kaum retten. „Während am Anfang die Eltern die Betreuung komplett privat bezahlten, gab es nun eine vom Einkommen der Eltern abhängige Unterstützung durch das Jugendamt, weshalb die Nachfrage enorm anstieg“, erzählt die 51-Jährige.

Heute hat die St. Töniserin bis zu fünf Kinder zwischen einem und drei Jahren zu Hause, um die sie sich ab 7.30 Uhr bis maximal 15.30 Uhr kümmert. Weil viele der Kinder zwei Jahre bei Daniels bleiben, hat sie ein enges Verhältnis zu ihnen: „Das ist das einzig Schwierige an meinem Beruf, dass ich mich von den Kindern nach zwei Jahren verabschieden muss.“ Weil die St. Töniserin aber alle zwei Wochen mit ihren Tageskindern zum Turnen in die benachbarte Kita „Biberburg“ geht, sieht sie einige ihrer ehemaligen Schützlinge immer mal wieder. „Und oft kommen die kleinen Geschwister auch zu mir, sodass der Kontakt erhalten bleibt.“

Viel Wert legt Daniels darauf, dass die Eltern mit im Boot sind: „Das ist wichtig, damit die Kinder sich hier geborgen fühlen.“ Deshalb macht sie auch eine St.-Martins-Feier mit Eltern und Geschwistern, bei der ein Feuer im Garten brennt, Sohn Florian den St. Martin und Daniels den Bettler spielen, es gibt eine Nikolausfeier für die Familien der Tageskinder, einen Großelternnachmittag und jede Menge Fotos von Ausflügen und Aktionen. „Die Kleinen erzählen ja noch nicht so viel, aber durch die Fotos nehmen die Eltern trotzdem an den Aktivitäten teil“, sagt die Tagesmutter.