Willich Viele ließen ihre Oldtimer lieber in der Garage stehen
Das regnerische Wetter hielt manchen Fan davon ab, sein „Schätzchen“ auf dem Gelände von Stahlwerk Becker zu zeigen.
Willich. Am Montag waren deutlich weniger amerikanische Oldtimer auf dem Gelände von Stahlwerk Becker vorgefahren als in den zurückliegenden Jahren. Der Grund: Viele stolze Besitzer dieser größtenteils chromblitzenden Karossen im XXL-Format lassen ihre Autos lieber in der Garage, wenn es regnet. Und es regnete fast pausenlos.
Norbert Rennen von den V8-Flyers Grenzland, die das Spektakel wieder organisiert hatten, war mit der Resonanz dennoch nicht unzufrieden. Schließlich gehe es nicht nur um Autos, sondern um den „American way of life“: Viele Fans hatten den Ami-Schlitten zu Hause gelassen und waren mit ihrem Alltagswagen gekommen — Kadett statt Corvette.
Tommy Kühnemundt aus Wetter an der Ruhr ist im „wahren“ Leben Automechaniker. Auf Treffen wie in Willich schlüpft er in eine andere Rolle, wird Lake-County-Sheriff in Ohio - und er hat den passenden Wagen dazu, einen 16 Jahre alten Chevrolet Impala, der viele Jahre im Polizeidienst Polizisten und Schurken befördert hatte. „Ich bin jetzt das fünfte Mal in Folge hier und es gefällt mir wieder sehr gut“, sagte der Gelegenheitssheriff.
Fast ebenso sehenswert wie die Fahrzeuge sind die Besucher. Sie stehen für eine spezielle Ästhetik. Stiefel im Leopardenmuster trug die großgewachsene Sena aus Aachen, die mit ihrem Tom angereist war. Das Peinliche: Ihr alter Packard hatte wegen eines defekten Zündverteilers eine Panne. Zum Glück sah niemand, dass sie mit einem schwarzen Smart, dem genauen Gegenteil eines Straßenkreuzers und Benzinfressers, vorgefahren waren. Der in Heinsberg lebende Niederländer Robbie kurbelte die Scheibe seines alten Chevy-Vans runter und verabschiedete sich von Norbert Rennen mit anerkennenden Worten: „Danke für den schönen Tag.“
So sind die Jungs: Harte Schale, weicher Kern. André Lichtenscheidt aus Düsseldorf hat nicht nur einen nostalgischen Pontiac — der Frisör ist auch spezialisiert auf Frisuren, die „in“ waren, als Elvis auf dem Höhepunkt seiner Karriere war.
Sein Salon unter einem Pavillon war selbstverständlich geöffnet. Und er verkaufte Haarpflegeprodukte wie die vegane Pomade oder einen Pomaden-Stick. Aus dem rund 50 Jahre altem Bus — keinem US-Modell, sondern einem guten deutschen Setra — drang ein leisen Surren: Wer durch die Vorderscheibe schaute, sah einen Mann, der sich tätowieren ließ.