Vorst: Haus Lindenallee - Viel Raum für Beschäftigung
Jubiläum: Vor zehn Jahren ist das Haus Lindenallee 12 in Vorst bezogen worden. Hier leben geistig behinderte Menschen. Samstag wird gefeiert.
Vorst. Klaus Dieter lächelt. Die Kamera hat diesen Glücksmoment punktgenau eingefroren. Die Aufnahme hängt über seinem Bett. An der Wand fügen sich mehrere Bilderrahmen wie Puzzleteile ineinander. Dieses Zimmer ist Klaus Dieters Zuhause, gemütlich und funktionell, ideal für den Mann im Rentenalter, der körperlich auf den Rollstuhl und wegen seiner geistigen Behinderung auf Rund-um-Betreuung im Alltag, im Leben allgemein, angewiesen ist.
Klaus Dieter wohnt in Vorst, mitten im Ort, an der Lindenallee 12, gleich neben der Feuerwache. Vor zehn Jahren wurde dieser Neubau mit der roten Klinkerfassade die neue Adresse zweier Wohngruppen für geistig behinderte Menschen und für das Regionale Beschäftigungs- und Begegnungszentrum (RBB, siehe Kasten).
Träger der Einrichtung ist das HPH-Netz-West im Landschaftsverband Rheinland. Auf diese zehn Jahre wird am kommenden Samstag, 3. Oktober, angestoßen. Dann ist die Lindenallee 12 ein Haus der offenen Tür, soll der Geburtstag in der Cafeteria und im Garten mit Nachbarn und Gästen gefeiert werden - und mit Besuchern, die sich einfach einmal umsehen und informieren lassen wollen.
Jede der beiden Gruppen-Etagen bietet acht Bewohnern Platz. Sie wohnen in Einzelzimmern. Darüber hinaus nutzten sie das Gemeinschaftswohn- und Esszimmer und eine Küche, außerdem vier Bäder auf dem Flur. Rund um die Uhr begleiten Mitarbeiter um Teamleiterin Annette Jorch die Bewohner in allen Lebensbereichen. "Wir haben hier viele Bewohner mit hohem Pflegeaufwand."
Vormittags ist wenig los in den beiden Wohn-Etagen. Die einen Bewohner gehen ihrer Arbeit in einer den Werkstätten für behinderte Menschen in der Umgebung nach. Andere müssen nur den Aufzugknopf im Haus drücken. Unter dem Dach sind die Räume des RBB. Ralf Ehlen leitet das Beschäftigungszentrum in Vorst, er ist Mitarbeiter der ersten Stunde.
Der Tag braucht seine Struktur, die Beschäftigung braucht ihren Raum: Musik- und Trommelkurse können in einem geräumigen Mehrzweckraum abgehalten werden. In der kleinen Werkstatt nebenan liegt alles bereit, was ein Handwerker zum Werkeln benötigt. Wer sich entspannen will, zieht sich in den Snoezelraum mit Wasserbett zurück. In zwei Gruppenräumen laufen Beschäftigungsprogramme.
Ralf Ehlen: "Die Tagesgestaltung wird auf die Leute zugeschnitten. Die Älteren helfen dabei, das Essen zu kochen, sie basteln oder malen. Die jungen Erwachsenen werden auf die Arbeit in einer Werkstatt vorbereitet."
Umfangreich sind die Kurs- und Freizeitangebote des RBB, an denen sich auch Externe beteiligen können, also geistig behinderte Menschen, die nicht in Wohngruppen des HPH-Netzes leben. Dabei geht es um Koch-, Computer-, Sport- oder Musikkurse, um Theater- und Kinobesuche, Ausflüge oder Spieleabende.
Zweimal in der Woche fahren die Bewohner des Hauses zu einem Reiterhof im Graverdyck. Beim therapeutischen Reiten ist auch Klaus Dieter mit von der Partie. Auf einem der Fotos über seinem Bett sitzt er gerade auf dem Rücken eines Pferdes. Kein Rollstuhl im Bild. Die Kamera hat diesen glücklichen Moment in seinem Leben eingefroren.