Vorst: Raus aus dem Kämmerlein
Die Vorster Seniorenhilfe lädt ab Mitte August zum Mittagessen ein.
Vorst. Es scheint eine gute Idee zu sein. "Ganz viele Menschen haben mich schon auf unser geplantes gemeinsames Essen angesprochen und es begrüßt", sagt Marlies Roosen, die Vorsitzende der Vorster Seniorenhilfe. Ab Mitte August lädt sie jeden Donnerstag um die Mittagszeit ins Haus Vorst ein, wo man sich treffen und gemeinsam essen kann.
Die im September 2009 gegründete Seniorenhilfe hat einen Vorzugspreis pro Mahlzeit ausgemacht. "Und die Wirtin will auf jeden Tisch eine Karaffe Wasser stellen", sagt Roosen. Darüber hinaus bestellte Getränke würden gesondert abgerechnet.
Eine Anmeldung ist erforderlich. Das Angebot richtet sich ausdrücklich nicht nur an Mitglieder, sondern an alle Senioren. "Und wir freuen uns auch über Menschen aus anderen Orten, etwa St.Tönis, Anrath oder Kempen", sagt Roosen.
Pfarrer Ludwig Kamm hatte das Projekt bei der Jahreshauptversammlung angestoßen. Er schlug vor, dass man einmal in der Woche zusammen essen könne, statt alleine in seinem stillen Kämmerlein zu sitzen.
Marlies Roosen weiß aus eigener Erfahrung, dass der Weg ins Restaurant besonders für alleinstehende Frauen schwierig ist. "Die meisten trauen sich nicht." Unabhängig davon, ob die Angst begründet sei oder nicht, sei sie kaum zu überwinden. "Man denkt, alle Leute gucken und fühlt sich gebrandmarkt, wenn man ohne Partner kommt."
Sich unter Menschen zu mischen, habe sie "erst mühsam einüben müssen", erzählt sie aus eigener Erfahrung. Wenn sie mit ihrem Chor auf Reisen gegangen sei, habe sie sich einen Abend alleine heraus gewagt. "Selbst in einer fremden Umgebung fiel das verdammt schwer", berichtet Roosen.
Das Vergnügen, auswärts essen zu gehen, sei für die meisten "ein Vergnügen zu zweit". Wenn einen der Partner verlassen hat - ob durch Tod oder Trennung - seien die Frauen oft nicht in der Lage, das für sich allein zu beanspruchen.
Diesen Schritt will sie mit dem Mittagessen für Senioren erleichtern. "Ich weiß genau, die Wirtin wird diese Hemmungen zusätzlich abbauen", sagt sie. Sie selbst ist bereit, die Menschen zunächst sogar zu Hause abzuholen. "Wobei das Angebot nicht als dauerhafter Fahrdienst gedacht ist."
Auch Menschen aus dem Altenheim werden kommen. Die Leiterin der Altenstube hat die Idee schon bei ihren Gästen publik gemacht. Ebenso die Caritas und die evangelische Frauengemeinschaft. Geladen sind auch Paare. "Unsere Absicht war von Anfang an, uns mit allen Senioren und -Einrichtungen zu vernetzen."
Trotzdem ist sie skeptisch, ob wirklich so viele Menschen kommen werden wie ihr bisher positive Rückmeldung gegeben haben. "Einmal habe ich eine Heilig-Abend-Feier für Alleinstehende angeboten - und niemand ist gekommen."