Anrather bei der Loveparade: Geschubst, gestürzt, getreten
Loveparade: Der Anrather Norbert Weinhold erlebte mit Frau, Tochter und deren Freundin die Katastrophe hautnah.
Duisburg/Anrath. Für Norbert Weinhold (46, 2. Foto) sollte es ein ganz entspannter Familienausflug werden: Gemeinsam mit Tochter Lynn, deren Freundin Vera (beide 15) und Ehefrau Heike reiste der Anrather am Samstag zur Loveparade nach Duisburg. "Wir hatten ein gutes Gefühl dabei, die Loveparade galt als sicher." Nicht in ihren schlimmsten Albträumen hätten sich die vier vorstellen können, was sie dann auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs erlebten.
"19 Tote - es ist ein Wunder, dass es nicht noch viel mehr sind", sagt Weinhold. Die gesamte Organisation habe völlig versagt, Polizei und Ordner seien hilflos gewesen. Und das nicht nur an dem Tunnel, an dem es zur Massenpanik gekommen war.
Anfangs lief noch alles entspannt ab, die Ausflügler aus Anrath hatten einen guten Platz in der Nähe einer Bühne, das Gedränge war nicht allzu groß. Als dann aber am späten Nachmittag Hubschrauber über dem Veranstaltungsgelände kreisten und immer mehr Rettungskräfte zusammengezogen wurden, versuchte Weinhold, mit seinen Begleitern zurück zum Bahnhof zu kommen. Was völlig unmöglich war.
"Wir wurden geschubst und getreten. Ich bin umgefallen, meine Tochter hat Blutergüsse", berichtet Weinhold von schlimmen Minuten. Man habe sich an den Händen gehalten, sei in der Menge aber auseinandergerissen worden, ohne daran etwas ändern zu können. Erst auf einer Böschung unweit eines anderen Tunnels, der zum Busbahnhof umfunktioniert worden war, brachten sich die vier Anrather in Sicherheit.
Auch hier sei die Situation aber chaotisch gewesen, berichtet Weinhold: "Der Tunnel war überfüllt, Menschen rannten dort dicht neben fahrenden Fahrzeugen her, auf einem Bus stand ein junger Mann, der beim Anfahren runter stürzte." Polizeibeamte hätten hilflos daneben gestanden, noch nicht einmal Informationen habe man von ihnen bekommen: "Wir wollten nur noch nach Hause. Aber wie, konnten sie uns nicht sagen." Denn auch der Hauptbahnhof war gesperrt worden.
Erst spät in der Nacht erreichten Weinhold, Familie und Freundin wieder Anrath. Auch gestern standen sie noch unter Schock. "Und mein Vertrauen in die Planung solcher Großveranstaltungen und in die Polizei ist völlig am Boden", sagt der 46-Jährige.