Spende für Ghana Vorst: Wenn Apotheker-Schränke Gold wert sind

Vorst/Dortmund · Die alten Schränke aus der Vorster Apotheke werden bald in Ghana ihren Dienst tun. Dort werden sie zur Unterstützung für kranke Kinder benötigt.

Gemeinsamer Abbau am Freitag in Vorst (v.l.): Walter Hidding, Hans-Georg Griewel, Manfred Hobbelink, Peggy Griewel und Margret Rothkopf-Ischebeck, die die Apotheke jüngst aufgegeben hat und nun die Schränke für das Ghana-Projekt verschenkt.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Wissen Sie, ich bin seit zehn Jahren Arzt in Deutschland und habe noch kein Kind hier sterben sehen. Aber während meines Praktikums in Ghana, 2005, als ich Student im sechsten Semester war, musste ich das mehrfach erleben.“ Dr. Samuel Okae, Unfall-Chirurg in Dortmund, hat diese Erfahrung nicht losgelassen.

Er ist in Ghana geboren und aufgewachsen, hat dort sein Abitur gemacht. Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst bekam er ein Stipendium, studierte Medizin in Deutschland. Als er nach Jahren wieder nach Ghana kam, traf ihn der Vergleich der medizinischen Ausstattung hart. „Zu 90 Prozent hätten die Krankenhäuser in meinem Heimatland eigentlich abgerissen werden müssen.“

Eine weitere Begebenheit führte dazu, dass er sich seit 2010 mit aller Kraft neben Beruf und Familie dafür einsetzt, in Ghana einen Krankenhaus-Neubau zu errichten, mit eigenen finanziellen Mitteln, vielen Sach- und Geldspenden aus Deutschland.

Am Freitag wurde Inventar aus der Vorster Apotheke von Dr. Margret Rothkopf-Ischebeck, die kürzlich geschlossen wurde, für einen Container-Transport nach Afrika abgebaut. Dazu später mehr.

„In Ghana gilt: Bezahlung vor Behandlung. Ich musste miterleben, dass ein Kind, vielleicht vier, fünf Jahre alt, das behandelt worden und genesen war, eine Woche lang in der Klinik festgehalten wurde, weil die Eltern nicht das nötige Geld aufbringen konnten.“ 27 Euro, so viel kostete der Klinikaufenthalt schließlich. Dr. Okae und andere übernahmen die Rechnung. „Das Kind war eine Woche lang umsonst im Krankenhaus und dem Risiko einer Infektionskrankheit ausgesetzt.“ Die führe in dem Land häufig zum Tod.

Dr. Samuel Okae entschloss sich zu einem Projekt der „Solidaritätsmedizin“. Seine Vision: ein Krankenhaus mit 100 Betten bauen, in dem Kinder unter fünf Jahren kostenlos behandelt werden. Sobald der Klinikbau fertiggestellt ist, will er mit seiner Frau und den Kindern nach Ghana ziehen.

Seit 2010 besitzt der Mediziner in der Nähe der Hauptstadt Accra ein Grundstück. 350 000 Euro hat er bereits für den Standort investiert, einen großen Teil davon aus eigener Tasche. Seit 2016 bewirbt er öffentlich das Projekt. Der Verein „Hilfe für Krankenhausbau und Nothilfe in Ghana“ unterstützt sein Vorhaben. Peggy Griewel ist Mitglied und Koordinatorin für die Sachspenden.

Unternehmen, Krankenhäuser, Praxen, Apotheken und Privatleute machen es möglich, dass mehrere Container mit Hilfsmitteln nach Afrika verschifft werden können. Zuletzt wurde ein altes, aber noch funktionstüchtiges Notstromaggregat aus dem Marienkrankenhaus in Schwerte abtransportiert.

Mittlerweile, sagt Okae, sei das Erdgeschoss der Klinik zu 90 Prozent fertiggestellt. Die erste und zweite Etage befinden sich noch im Rohbau. Das Dach ist gerade gemacht worden.

Die Sammlung von Sachspenden geht unterdessen weiter. Den Kontakt nach Vorst hat Peggy Griewel geknüpft. „Ich habe im Internet geforscht und gelesen, dass die Apotheke in Vorst geschlossen wird.“ Griewel kontaktierte die Apothekerin, erzählte ihr von dem Projekt, schickte ihr Informationsmaterial zu. „Dr. Rothkopf-Ischebeck war spontan begeistert“, so Griewel. Aus Vorst werden nun unter anderem ein Trockenschrank und zwei Apotheken-Schränke mit 1,20 Meter tiefen Schubladen zur Verfügung gestellt. „Die sind für uns Gold wert“, sagt Griewel.

100 000 Euro werden
immer noch benötigt

Denn an die neue Klinik in Ghana soll eine Apotheke angebunden werden, in der Eltern für ihre Kinder nach Untersuchung und Diagnose sofort die passende Arznei, zum Beispiel Malaria-Medikamente, bekommen können.

„In Vorst steht außerdem eine sogenannte Runde, eine Verkaufsinsel, die zu einem Vierteln aus einem Sitzplatz und zu drei Viertels aus Fächern besteht. Die ist für unsere neue Kinderabteilung gedacht. Dort sollen Mütter mit Kinder sitzen können und Spielzeug vorfinden.“

Auf die Frage, was er denn noch für das Krankenhaus benötige, antwortet Dr. Okae: „Geld, Geld und noch mal Geld.“ 100 000 Euro fehlen noch. Vor allem der Transport der Sachspenden verursacht hohe Kosten. Jeder Container, jeweils zwölf Meter lang, koste in Anschaffung, Transport und Zoll rund 12 000 Euro. Auch Labor-Utensilien fehlen noch.Sobald die noch fehlende Summe zusammen sei, sagt Dr. Okae, „können wir eröffnen“.

Am Samstag will er nach Vorst kommen und den Vereinsmitgliedern beim Verstauen des restlichen Apotheken-Inventars helfen. „Die Schenkung aus Vorst freut mich ungemein.“