Wegen hoher Nitratbelastung VSR fordert ausgedehnte Baumreihen auf Äckern in Willich
Willich · Der VSR Gewässerschutz hat viele Wasserproben aus privaten Brunnen am Niederrhein ausgewertet und fordert nun sogenannte Agroforstsysteme.
(svs) Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vieler Auflagen zu Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der am 30. April in Willich abgegebenen 134 Brunnenwasserproben fest. Besonders Willich schneidet bei den Daten sehr schlecht ab. Der höchste von Gewässerexperte und Physiker Harald Gülzow bei den von Bürgern eingereichten Proben gemessene Wert stammt mit 135 Milligramm pro Liter (mg/l) aus Willich. Es folgt Neersen mit 108 mg/l und Münchheide mit 100 mg/l. Vor Schiefbahn (77 mg/l) liegen im gesamten Gebiet lediglich Süchteln (92 mg/l) und Hardt (78 mg/l). Der Grenzwert liegt bei 50 mg/l.
Die gemeinnützige Organisation des VSR fordert deshalb mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen, so sagt der Verein, nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern.
Grund dafür sei, dass viele Feldfrüchte lediglich recht flach in den Boden wurzeln. „Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen“, erklärt der Verein und Gülzow ergänzt: „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern.“
Milan Toups und Ehrenamtler Heinz-Theo van Wickeren müssen immer wieder viele Fragen von besorgten Brunnenbesitzern zu der Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers beantworten. Manche Bürger erkundigten sich, ob Bekannte oder Nachbarn auch noch Proben untersuchen lassen können. „Auf der Seite vsr-gewaesserschutz.de erfährt jeder, der den Termin verpasst hat, wie man noch eine Wasserprobe mit der Post zusenden kann“, erklärt Toups. Alle bis Ende Oktober eingereichten Proben unterstützen die Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis ein.
Das moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft, sei an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Auf dem Feld stünden dabei Baumstreifen aus schnell wachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft werten könnten. Der Abstand zwischen den Baumreihen biete genügend Platz für Trecker, Grubber und Erntemaschinen zur Bearbeitung von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps, gibt der Verein an.