Japan-Reise der Willicher Delegation So lief die Willicher Japan-Reise

Marugame/Willich · Eine ereignisreiche Japan-Reise hat die fünfköpfige Willicher Delegation um Bürgermeister Christian Pakusch hinter sich. Neben dem vielfältigen Kulturprogramm in Muragame standen auch Firmenbesuche im Rest des Landes an. Was die Willicher an Skurrilitäten erlebt haben und welche Klischee sich als überholt herausstellten.

Die Stadtspitzen aus Willich und Marugame besichtigten den Honganji-Tempel. Neben Bürgermeister Kyoji Mastunaga (5. v. re.) waren auch Schulpräsidentin Mutsuko Fujii (2. v. li.) und Generalkonsul Takahiro Shinjo (4. v. li.) dabei.

Foto: Stadt Willich

Unterschätzt habe er die 14-tägige Reise nach Japan, sagt Christian Pakusch: „Es war insgesamt sehr anstrengend.“ Neben dem vollgepackten Terminkalender in Marugame, Kyoto, Osaka und Tokyo, hatte sich Willichs Bürgermeister nämlich auch zu Anlässen in der Heimat zuschalten lassen – wegen der Zeitverschiebung meist zu später Stunde. Dazu seien das Wetter, die hohe Luftfeuchtigkeit, gekommen, die es erfordert hätten, mehrmals am Tag die Kleidung zu wechseln. Dennoch sei es eine sehr eindrückliche Reise gewesen, auf der den Bürgermeister Wirtschaftsförderer Christian Hehnen, der Präsident des Willicher Japan-Clubs, Yasuo Inadome, Pressesprecher Michael Pluschke und Nicole Götz, die Verantwortliche für Städtepartnerschaften, begleiteten.

„Die Japaner haben uns wirklich wahnsinnig herzlich empfangen“, sagt Pakusch, der zugibt, angesichts seines in Japan hoch angesehenen Vorgängers Josef Heyes für seinen Einstandsbesuch einen gewissen Druck verspürt zu haben. Um einen angemessenen Eindruck zu hinterlassen, sei er extra in einen für ihn eigentlich untypischen Aufzug mit Krawatte und passenden Schuhen geschlüpft – nur um dann festzustellen, dass er sowohl beim ersten Treffen im Rathaus mit Bürgermeister Kyoji Mastunaga als auch bei den Besuchen in den Hauptquartieren von sieben in Willich ansässigen japanischen Unternehmen häufig zu schick angezogen gewesen sei, so Pakusch.

29 Stunden dauerte die Anreise über Frankfurt und Tokyo in die Hafenstadt Marugame mit ihren 100 000 Einwohnern, die laut Pakusch einen der größten Reparaturdocks der Welt beherbergt und zu der vier kleine Inseln vor der Küste gehören.

Der Blick von der Burg auf die 100 000-Einwohner-Hafenstadt Marugame ist besonders schön. Hier kommen die Udon-Nudeln her.

Foto: Stadt Willich

Neben den Sehenswürdigkeiten der Stadt stand natürlich auch ein offizieller Teil an. Einerseits war da das Kennenlernen mit der Stadtspitze, bei dem die Japaner, nachdem 2018 bereits eine Freundschaftsurkunde unterzeichnet wurde, dann aber Corona dazwischenkam, initiativ betont hätten, eine Städtepartnerschaft mit Willich eingehen zu wollen.

Bei der Eröffnung des Semesters an der Fujii-Gakuen, der Partnerschule des St.-Bernhard-Gymnasiums, hielt Pakusch vor Hunderten Schülern eine Rede über seine eigene Schulzeit und über die Bedeutung von Freundschaft in Zeiten des Krieges.

Nach vier Tagen ging es nach Osaka. Dort besuchten die Willicher die Firmenzentralen von SIIX (elektrische Bauteile) und Yamato-Scale (Industriewaagen), Toyo Tire (Reifen), in Kyoto die von Muratec (Industriemaschinen) und Rohm (Halbleiter), in Tokyo gab es Gespräche mit Yonex (Sportschläger), Topcon (Messtechnik) und der größten japanischen Firma in Willich: Fujifilm (Fotografie/Kosmetik/Medizintechnik). Bestands- oder Standortpflege heißt das im Politikjargon, und für die heimatverbundenen, eher wertkonservativen Japaner sei das wichtig, so Pakusch: „Als Bürgermeister ist man in Japan etwas Besonderes.“

Bei Topcon gab es ein Augenoptik-Gerät zum Selbstbedienen zu bestaunen.

Foto: Stadt Willich

Weitere Skurrilitäten: Als die Willicher Vertreter sich im Park auf einer Bank ein Mittagessen genehmigten, seien sie beäugt worden, sagt Pakusch, Essen in der Öffentlichkeit ist nicht so verbreitet. Obwohl es fast nirgendwo Müllereimer gegeben habe, sei es überall sauber gewesen. „Offenbar nehmen die Japaner pflichtbewusst ihren Müll mit nach Hause“, sagt Pakusch. Neben dem hochtechnisierten Alltag, in dem auch Roboter präsent seien, stimme das Klischee von den pünktlichen Zügen. Die 600 Kilometer von Kyoto nach Tokyo hätten die Reisenden fahrplanmäßig auf die Minute genau in zwei Stunden und 15 Minuten zurückgelegt. Zurück in Frankfurt, einige Stunden später, fiel der gebuchte Zug nach Düsseldorf aus.