Landwirtschaft in Willich Ernte ist trotz Beregnung der Felder bedroht

Willich. · Die Landwirte klagen zudem über das Problem, das sich viele Bürger über die Bewässerung beschweren.

Damit die Felder vollständig beregnet werden, werden an manchen Stellen auch Wege und Straßen getroffen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Trockenheit der vergangenen Wochen und die damit verbundenen immer noch hohen Temperaturen über 20 Grad sorgen bei den Landwirten für sorgenvolle Gesichter. Daran ändern auch die gelegentlichen Niederschläge der vergangenen Tage nichts. „Wir stehen vor einer mittelschweren Katastrophe. Schon das vergangene Jahr war sehr trocken. Im Winter fielen nicht die erhofften ergänzenden Regenfälle, damit sich das Grundwasser entsprechend neubilden kann. Dafür muss das Wasser mindestens 90 Zentimeter tief einziehen. Das heißt: Wir sind in diesem Jahr schon mit unguten Voraussetzungen gestartet“, erklärt der Willicher Ortslandwirt Helmut Oellers die Ausgangssituation, mit der er und seine Kollegen zu kämpfen haben.

Die Ernte ist bedroht. Es fehlt einfach an Regen. Dieser Tatsache rücken die Landwirte mit der Beregnung zu Leibe. Je nachdem, welche Kultur auf den Feldern angebaut ist, sind Beregnungsanlagen im Einsatz. An vielen Stellen sind die Wasserfontänen über den Feldern zu sehen. Und genau hier stoßen die Landwirte auf ein weiteres Problem: das Unverständnis von Seiten etlicher Bürger. Sie können nicht verstehen, warum der aus Grundwasser künstlich erzeugte Regenschauer auch Straßen beregnet. Dabei ist die Erklärung ganz einfach: Die Beregnungsanlagen erzeugen einen Wasserstrahl von rund 35 Metern Radius, der sich in einem Halbkreis um die auf dem Feld stehende Wasserspritze dreht. An den Rändern eines Feldes bedeutet das: Wenn die Beregnung genau am Feldrand aufhört, bleiben die Ecken ohne einen Tropfen Wasser liegen. Das würde Ernteausfälle von rund 30 Prozent bedeuten. In Anbetracht der Trockenheit und Hitze wäre das ein herber Schlag nicht nur für die Landwirte, sondern auch für die Endverbraucher. Weniger Ertrag bedeutet unter anderem höhere Preise.

Helmut Oellers, Willicher Ortslandwirt, vor einer Beregnungsanlage auf einem Feld an den Votzhöfen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Daher starten die Landwirte die Beregnung so, dass auch die Ecken Wasser erhalten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass über das Feld hinaus beregnet wird und ein anliegender Weg eine Zeit lang mitberegnet wird. „Damit geben wir aber auch der Randbegrünung, die für die Natur und die Insekten wichtig ist, sowie Bäumen, die dort stehen, ebenfalls das lebensnotwendige Nass“, führt Oellers einen positiven Aspekt der über das Feld hinausgehenden Beregnung an.

Auch ihm und seinen Kollegen ist klar, dass die Wasserfontänen nicht nur Cabrio- und Motorradfahrern, sondern vor allem Fußgängern und Radfahrern Probleme bereitet. Rechtlich gesehen dürfen Landwirte Straßen nicht beregnen, wenn von der Bewässerung eine Gefahr für den Straßenverkehr ausgeht. Laut Auskunft der Pressestelle der Kreispolizei handelt es sich bei einer solchen Gefährdung um eine Ordnungswidrigkeit – bei der allerdings kein Strafverfolgungszwang besteht. „Es gilt immer, dass ein jeder den Straßenverhältnissen angepasst fahren muss“, betont Antje Heymanns von der Pressestelle der Kreispolizei Viersen. Das heißt: Wo die Straße nass ist, muss vorsichtig gefahren werden.

Ortslandwirt Oellers könnte sich indes vorstellen, dass Landwirte entsprechende Schilder, ähnlich denen, die auf eine Treibjagd aufmerksam machen, auf den Straßen aufstellen, wenn beregnet wird.