Ehrenamt in Willich Josef Heyes blickt auf 41 Jahre in der Leprahilfe

Schiefbahn · Seit 1983 war Ex-Bürgermeister Josef Heyes Vorsitzender der Leprahilfe Schiefbahn. Bei der vergangenen Hauptversammlung trat er nicht mehr an. Auch, weil sich hervorragende Nachfolger anboten, betont er.

Josef Heyes‘ letzter Auftritt als Vorsitzender der Leprahilfe bei der Jahreshauptversammlung. Nach 41 Jahren trat er nicht mehr an.

Foto: Norbert Prümen

Als Josef Heyes Vorsitzender der Leprahilfe wurde, war das Handy noch völlig unbekannt. Erst einen Monat später, im September 1983, wurde das erste Mobiltelefon vorgestellt. „Es war am 25. August 1983, als ich gewählt wurde. Die Sitzung war damals im Franziskanerkloster in Hürtgenwald in der Eifel“, erinnert sich Heyes. Es folgten 41 Jahre, in denen er sich in Vertretung und mithilfe der Leprahilfe für Menschen in Not in aller Welt, vor allem natürlich für Betroffene der Lepra, einsetzte.

„Es sind viele Erinnerungen. Wahnsinnig tolle, aber auch nicht so schöne, wie beispielsweise Bilder von Menschen in Armut und Not, aber auch, dass ich 2003 in Daressalam in Tansania überfallen wurde. Zur Regulierung der Einfuhrkosten für drei Lkw der britischen Rheinarmee hatten wir in einer Schultertasche Geld und Dokumenten für Hilfsgüter dabei, die man uns rauben wollte. Gerettet hat uns damals eine mutige Ordensschwester, die die Täter zusätzlich einschüchterte. Wir haben uns auch gewehrt. Damals war ich ziemlich fit und hatte viel trainiert“, erzählt der heute 75-Jährige. Doch solche Erfahrungen seien die Ausnahme.

Beeindruckende Erlebnisse
für Heyes bei seinen Reisen

„Ich habe unglaublich viele tolle, herzliche Menschen kennengelernt. Insgesamt war ich auf eigene Kosten sechsmal in Tansania, habe in Arusha eine Futter-Mühle aufgebaut. Dort konnte ich neben all diesen Menschen die Natur erleben. Wir waren in der Serengeti, haben zur Überführung der Lkw den Ngorongoro-Krater gequert. Das war unglaublich beeindruckend. Aber das schönste war immer das Gefühl, den Menschen zu helfen“, sagt Heyes.

In den Anfängen sei alles zunächst sehr klein gewesen. „Wir haben fast zeitgleich mit der Action Medeor angefangen. Sie haben sich auf Medikamente konzentriert, wir auf andere Hilfsgüter. So hatten wir hier am Niederrhein, wie auch in der Eifel, eine riesige Zahl von Helferinnen und Helfern, die uns unterstützt haben. „Aus Garnen, die wir von Textilunternehmen gespendet bekamen, wurden in der Spitze rund 8000 Decken im Jahr gestrickt, die wir dann an Krankenhäuser in Afrika, Asien und Lateinamerika gespendet haben.“

Einzelne Gespräche sind
in Erinnerung geblieben

In Erinnerung seien ihm auch einzelne Gespräche geblieben. „Ich erinnere gut, wie damals Pater Roland aus Kamerun zu mir kam und mir sagte: ‚Ich habe mich mit dem Lepra-Virus infiziert.“ Meine Reaktion war sofort Schock. Dass Lepra eine bakterielle Erkrankung ist, daran habe ich in dem Moment nicht gedacht. Was er meinte, war: Die Begeisterung für die Hilfe, das sprichwörtliche Virus einer Idee, habe ihn gepackt. So wurde er zu einem großen Unterstützer“, sagt Heyes und lacht bei der Erinnerung.

Auch die erste Großspende bringt ihn noch heute zum Lachen. „Es war damals die große Hungersnot der 80er in der Sahelzone. Da wollten die Einheimischen eine Mühle bauen, um von Kornkäfern zerfressenes Getreide oder Mais zu Tierfutter zu verarbeiten. Ich habe dann von einem EU-Förderprojekt erfahren und einen Antrag für 20 000 D-Mark gestellt. Es kam der Rückruf, man finde das Projekt super und würde es gern unterstützten, aber der Fördertopf sei erst ab 25 000. So haben wir am Ende, nach langen Diskussionen, sogar noch das Gehalt für Mitarbeiter finanziert bekommen“, sagt er und schüttelt lachend den Kopf. Die Freude sei groß gewesen.

Vollstes Vertrauen in den
neuen, jüngeren Vorstand

Warum er nun nicht mehr als Vorsitzender antrat, dafür gebe es drei Gründe. „Ich merke, dass es immer mehr zur Belastung wurde. Und die Amtszeit dauert fünf Jahre, da wäre ich 81, das wollte ich nicht mehr. Und schließlich haben sich jetzt tolle Nachfolger angeboten, denen mein absolutes Vertrauen gilt. Natürlich einerseits mein Sohn Christoph, aber auch Sigrid Stegemerten, Thilo Fuchs, Stefan Flatters, Thorsten Nilges und Ralf Jansen, die hier schon als Zivildienstleistende aktiv waren. Dem jungen Vorstand vertraue ich total, die Leprahilfe ist in sehr guten Händen“, sagt Heyes.

Viele Wegbegleiter waren und seien noch heute wichtig für ihn. Er nennt den Gründer, den verstorbenen Weihbischof August Peters, Pfarrer und Pastor Bernhard Brück, Franziskanerpater Roland Bramkamp, den afrikanischen Spiritaner Father Evod Shao (CSSP) und den französischen Lepraarzt Remy Rousselot, der seit vielen Jahren, unterstützt von der Leprahilfe, in einem Krankenhaus in Indien Leprakranken hilft und die Operationen an Leprösen ausführt. Außerdem zahlreiche Ordensfrauen, Priester und Menschen in aller Welt.

„Besonders die Kirchen haben uns immer sehr unterstützt. Der Glaube war immer auch eine starke Richtschnur für mich. Den Menschen zu helfen war ebenso mein starker Antrieb. Ich bin glücklich, stolz und dankbar für die Zeit und die Erfahrungen in der Leprahilfe“, sagt Heyes. Der Leprahilfe wird er treu bleiben. „Wenn man Rat braucht, bin ich natürlich da! Ich bin zuversichtlich, dass mit dem großen Kreis der Förderer und Spender das große Werk der Lepra- und Entwicklungshilfe fortgesetzt wird, macht mich zuversichtlich!“, denn: „Wie gesagt: Das Vertrauen in meine Nachfolger ist groß“, sagt er. Die Zukunft des Vereins sei gesichert.