Willich: Rechtsanwalt:„Ich habe Mist gebaut“
Verteidiger hatte Geld eines Mandanten unterschlagen. Den hielt er mit phantasievollen Ausreden hin.
Willich. Als Anwalt und Angeklagter in einer Person stand am Mittwoch Uwe K. (47) - Name von der Redaktion geändert - aus Willich vor dem Krefelder Amtsgericht. Dem seit 1994 zugelassenen Juristen wird Untreue vorgeworfen: Er führte für einen Mandanten vor dem Amtsgericht Düsseldorf erfolgreich einen Zivilprozess.
Nach Abschluss des Verfahrens erhielt er im Januar 2007 rund 5.500 Euro vom Rechtsanwalt des unterlegenen Beklagten, zahlte aber erst ein Jahr später die Summe aus.
In den zwölf Monaten dazwischen hatte er er seinen Mandanten immer wieder vertröstet: "Die Mühlen des Gerichts mahlen eben langsam", hieß es da. Erst durch Nachfrage bei seinen Prozessgegnern erfuhr der Mann, dass das Geld längst ausbezahlt war.
Der bislang nicht vorbestrafte Rechtsanwalt war geständig: "Ich habe Mist gebaut." Er habe das Geld gebraucht, um die Behandlung eine lebensbedrohlichen Krankheit bei seiner Verlobten zu finanzieren.
Er sei gezwungen gewesen, teure medizinische Spezialisten aufzusuchen: "Die Belastungen wuchsen mir einfach über dem Kopf. Hinzu kam, dass unsere Kanzlei große Außenstände hatte."
Der Strafrahmen sieht bei Untreue eine Geldbuße oder Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren vor. Angesichts des vom Angeklagten selbst angegebenen durchschnittlichen Monatsverdienstes von heute 4.000 Euro, beantragte die Staatsanwältin eine Strafe von 140 Tagessätzen zu je 80 Euro (insgesamt also 11.200 Euro), da sie in dem Tatbestand einen Missbrauch des Vertrauens erkannte.
Der Angeklagte fand in seinem "letzten Wort" die Strafe zu hoch und bat um eine Reduzierung, da er noch Hypotheken auf sein Haus abzutragen habe. Die Richterin hatte ein Einsehen und verurteilte den "reuigen Sünder" zu 100 Tagessätzen zu je 80 Euro. Begründung: "Sie haben mit krimineller Energie das Vertrauen ihres Mandanten ganz massiv beschädigt."