Traditionelles Kappesschaben in Willich Wie aus Weißkohl Sauerkraut gemacht wird
Willich · Die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich pflegen noch die alte Tradition des Kappesschabens. Wie das geht, zeigten sie Interessierten am Wochenende.
Das Kappesschaben gehört zu den Traditionsterminen des Heimatvereins Willich. Am Sonntagnachmittag wurde diese nicht ganz leichte Arbeit von Vereinsmitgliedern erledigt. Besucherinnen und Besucher konnten beim Kappesschaben zuschauen, dabei ein Glas Wein trinken und Krautsalat mit Bratwurst und einige Kappesspezialitäten genießen.
Der Spaß stand im Vordergrund. Für die gute Laune gab es gute Gründe: Auch wenn der Oktober vielleicht noch nicht der richtige Zeitpunkt ist für eine Jahresbilanz, so kann schon jetzt gesagt werden, dass es ein erfolgreiches Jahr für den Heimatverein werden wird.
Das Stampfen ist
eine schwere Arbeit
Die Kappesschaber hatten einen roten Teppich ausgerollt, um die Tongefäße, die darauf abgestellt wurden, zu schonen. Das Stampfen ist eine schwere Arbeit, aber der Vorsitzende Ernst Kuhlen zeigte vollen Körpereinsatz. In einer kurzen Pause verriet er in Gespräch mit unserer Redaktion, dass es einen Interessenten gebe für das Amt des Vorsitzenden, das Kuhlen im Sommer nächsten Jahres aufgeben wird.
Am Kappesschaben beteiligten sich mehrere Interessierte, unter anderem Theo Nießen und Frank Jürgens. Uwe Richter und Holger Schmäing arbeiteten im Akkord: Die 70 Weißkohlköpfe, die sie bearbeiteten, hatte Christian Meyer zur Verfügung gestellt. In einem Handkarren lagen die Kohlköpfe, die von ihren harten oberen Blättern befreit werden mussten. Die dicken Deckblätter wurden mit Messern abgetrennt und landeten auf einer alten Schubkarre. Plötzlich ein unüberhörbarer Hinweis: „Das Messer benutzen wir zum Kuchenschneiden!“ Schnell wurde ein Ersatzmesser herbeigeschafft.
Richter und Schmäing mussten immer mal wieder eine Zwangspause einlegen, weil ihre Arbeit schneller erledigt werden konnte als das Stampfen des Kohls. Die Männer mit den Stampfern gaben Wein, Salz, Kümmel, Wacholderbeeren sowie Lorbeerblätter und Riesling-Wein dazu. Viele Besucher hielten den Wein für das angemessene Getränk, was zu Lasten des Bierumsatzes ging.
Elisabeth Brähler ist gelernte Hauswirtschaftsmeisterin. Sie lebt in Neersen und war jetzt beauftragt worden, Weißkohl-Spezialitäten anzurichten. So hatten die Besucher die Qual der Wahl: Sie mussten sich entscheiden zwischen Krautsalat mit Ananas, mit Paprikaschoten oder ganz traditionell mit Speck und ein bisschen Kümmel. „Ich habe etliche positive Rückmeldungen bekommen“, freute sich die 77-Jährige.
Am 21. Januar wird das jetzt eingelegte Kraut gemeinsam an Ort und Stelle verkostet oder kann mit nach Hause genommen werden. Einmal pro Woche wird in die Steingutgefäße geschaut. Wichtig ist, dass das Kraut komplett bedeckt ist, damit es nicht fault.