Willicher Kampf ums Altpapier
Ab 1. Januar sammelt die Firma Alba für die Stadt den Wertstoff ein. Auch Gerke sammelt weiter – auf eigene Kappe.
Willich. Die Stadt Willich wird bunter. Vor allem an den Straßen. Das befürchtet jedenfalls die Stadtverwaltung. Am 1.Januar 2009 wird nämlich die blaue Altpapier-Tonne eingeführt. Sie soll die bisherige Grüne Tonne der Firma Gerke ablösen. Der Tönisvorster Entsorger will das Stadtgebiet aber nicht einfach aufgeben und hat angekündigt, auf eigene Rechnung weiter den Wertstoff sammeln zu wollen. Was dazu führen könnte, dass plötzlich blaue und grüne Tonnen am Straßenrand stehen.
Für Stadtkämmerer Willy Kerbusch ist das Vorgehen von Gerke "mehr als ein unfreundlicher Akt". Man habe intensiv verhandelt, doch die Tönisvorster "sind nicht einmal bereit, einen Kompromiss einzugehen". Den Firmenchef Hermann-Josef Gerke nimmt Kerbusch dabei sogar in Schutz: "Er ist nicht mehr selbstbestimmt, da reden auch andere Entsorger wie die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein rein."
Bislang sind die Tönisvorster in Willich gut im Geschäft: Neben dem Papier sammeln sie schon den Restmüll und den Grünabfall. Daran wird sich auch nichts ändern. Zudem war man dem Unternehmen vor Monaten eher freundlich begegnet, als es dort eine dicke Panne bei der Altpapier-Abrechnung gab. Um so mehr ärgerten sich Kerbusch und Bürgermeister Josef Heyes jetzt, als Gerke die gewerbliche Papiersammlung ankündigte.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist das verständlich: Mit Altpapier - vor Jahren noch als Müll achtlos weggeworfen - lässt sich mittlerweile gut Geld verdienen. Weshalb sich immer öfter in den Kommunen mehrere Entsorger um das begehrte Gut streiten. In Neuss zum Beispiel sammeln gleich drei Firmen den Rohstoff ein.
Die Stadt Willich hat damit ein Problem. Denn ihre Abfallgebühren, so erläutert Josef Heyes, basieren auf einer Mischkalkulation: Die unrentable Abfuhr der grauen Tonne wird unter anderem mit der lukrativen Sammlung des Papiers verrechnet. Was unter dem Strich zu günstigen Gebühren für den Bürger führt. "Die werden auch weiter sinken", hebt Kerbusch hervor.
Konkret: In diesem Jahr wurden in Willich 3600 Tonnen Altpapier gesammelt. Pro Tonne kassierte die Stadt 25Euro. Insgesamt wurde ein Erlös von 90000 Euro erzielt. Der Vertrag mit Gerke war vor acht Jahren abgeschlossen worden. Bei gleicher Tonnage könnten 2009 sogar 306000 Euro eingenommen werden. Aktuell sind nämlich 85 Euro pro Tonne zu erzielen. Dieses Geld soll helfen, die Gebühren zu senken.
Gelingt es Gerke jedoch, sich ein größeres Stück von diesem Kuchen abzuschneiden, ist die ganze Kalkulation für die Katz’. "Wenn wir nicht mindestens 80Prozent der bisherigen Papiermengen behalten, wird es kritisch", sagt Kerbusch. Dann nämlich werde man die Abfallgebühren anheben müssen. Er und Josef Heyes appellieren daher an die Bürger, weder Gerke noch einem anderen Entsorger das Altpapier zu überlassen - schon aus eigenem Interesse. Offen ist dabei bislang die Frage, ob Gerke mit Prämien fürs Altpapier Kunden locken will.
Für Kerbusch steht auf jeden Fall fest: Wenn es einem zweiten Entsorger gelingt, in Willich Fuß zu fassen, sei im Kreis Viersen "der Damm gebrochen". Dann werde auch in anderen Städten der Kampf ums Altpapier beginnen.