Vorst: Schnelle Hilfe am richtigen Ort
Feuerwehr: Auf eine im wahrsten Sinne Weg weisende Technik kann die Leitstelle in Viersen nun bauen: Handy-Notrufe zeigt der PC an.
Vorst/Viersen. Die Feuerwehr hat Konsequenzen gezogen. Bei einem Brand in Vorst im Januar schickte der Kollege in der Leitstelle den Löschzug zur gleichnamigen, aber falschen Adresse in Viersen. Bei dem Unglück kam damals eine Frau ums Leben. Danach gab es Mutmaßungen, sie hätte ihr Leben wegen der Verzögerung bei der Alarmierung gelassen, was sich im Nachhinein als falsch erwies. Eine Verwechslung der Adressen wie in diesem Fall soll in Zukunft aber nicht mehr passieren - dank neuer Technik.
"Hier", sagt Michael Oyen, Chef der Kreisleitstelle, und zeigt auf einen der Bildschirme im Raum, über die die Einsätze von 27 Löschzügen koordiniert werden. "Wenn wir eine Straße eingeben, in der ein Notfall gemeldet wurde, bietet er uns alle Straßen mit den entsprechenden Anfangsbuchstaben in allen neun Gemeinden des Kreises an (außer St. Tönis, dieser Notruf geht über Krefeld). Wir klicken dann an, wohin es geht."
Geht der Anruf übers Festnetz, sieht man nun sofort, ob er aus Nettetal oder Willich kommt. Anders ist das bei Notrufen vom Handy, wie damals aus Vorst. "Die kamen bisher über die Viersener Leitungen", so Oyen. Deshalb dachte der diensthabende Beamte damals an Viersen als Ort des Unglücks. Doch wenn Netze der Handy-Betreiber überlastet oder Leitungen bei der entsprechenden Leitstelle besetzt waren, kamen sogar Anrufe aus Köln oder Frankfurt in Viersen an.
Heute kommen Handy-Notrufe über eine separate Leitung, auf dem Bildschirm wird "112 Handy" signalisiert und der Beamte sofort zur Eingabe des Ortes und des Ortsteils aufgefordert. "Ein Fall wie der in Vorst ist damit künftig so gut wie ausgeschlossen", sagt Manfred Joppen, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz.
Das Einsatzleitsystem Cobra wurde jetzt vom Softwarelieferanten aus Aachen kostenlos nachgerüstet. Die neue Leitung für die Handynotrufe kostete 2500 Euro. Sie zeigt auch dann die Nummer des Anrufers, wenn dieser die Nummernunterdrückung aktiviert hat. Das ist nicht zuletzt deswegen wichtig, weil der Notruf oft missbraucht wird - was jetzt leichter verfolgt werden kann. "Einmal hat uns ein psychisch kranker Mann über 1000 Mal an einem Wochenende angerufen", nennt Oyen einen Fall. Das belegt die Leitung, die Feuerwehr ist im Notfall nicht erreichbar.
Oyen macht deutlich, dass auch eine Verquickung unglücklicher Umstände in Zukunft nicht restlos ausgeschlossen werden kann. Das ergibt sich etwa aus der Anzahl der Notrufleitungen, zwei für jeden Ort, die von den drei bis acht Beamten bewältigt werden können. Die reichen in besonderen Situationen nicht aus, etwa bei dem verheerenden Sturm Kyrill im 2007 oder den starken Regenfällen in diesem Frühjahr und Sommer. Oyen: "Da waren 600 Einsätze abzuwickeln. Das geht nur der Reihe nach."
Erleidet in solchen Momenten ein Mensch einen Herzinfarkt, kommt der entsprechende Notruf in die Reihe der vielen anderen, bei denen es "nur" um einen vollgelaufenen Keller geht.