Willich: Gute Chancen auf neue Jobs
Nachgehakt: 186 Leute sind bei Bermes entlassen worden. Der Arbeitgeberservice will ihnen schnell neue Stellen verschaffen.
Willich. "Gewehr bei Fuß" reicht nicht. Das würde bedeuten, dass die Phase des Abwartens noch nicht überwunden wäre. Was aber definitiv so ist: Nach den Entlassungen bei der Spedition Bermes in Willich laufen die Bemühungen der Arbeitsagentur fieberhaft, die Menschen schnell wieder in einen Job zu bringen. Möglichst ohne auch nur eine Stunde Arbeitslosigkeit.
"Arbeitgeberservice" (AGS) heißt das Team der Agentur, das wie eine schnelle Eingreiftruppe reagieren kann. "Wir versuchen, Arbeitslosigkeit zu verhindern. Schließlich haben wir es mit gutem Personal zu tun", erklärt Teamleiterin Danuta Konkel (Foto). Sie und ihre Kollegen haben einen guten Draht zu Arbeitgebern, die offene Stellen gemeldet haben.
Innerhalb weniger Tage werden passende Arbeitnehmer - in diesem Fall Angestellte von Bermes - angeschrieben und zu einer speziellen Börse eingeladen. "Oft können wir unmittelbar einen Vorstellungstermin vereinbaren", erklärt Konkel. "Sogar schon für den nächsten Tag." Was in den letzten Wochen mehrfach vorgekommen ist. "Es gibt schon positive Ergebnisse", sagt sie.
"Das ist fast ein Musterbeispiel", erläutert Bereichsleiter Werner Mölder (Foto). Zu dem Zeitpunkt seien die Bewerber noch ungekündigt oder gerade erst arbeitslos. "Die existenziellen Fragen sind noch nicht so drängend."
Rund 80 bis 100 Ehemalige von Bermes haben sich bisher arbeitslos gemeldet. Ganz genau lässt sich das nicht beziffern, weil jeder sich in dem für seinen Wohnsitz zuständigen Amt melden muss.
Zurück zur Job-to-Job-Börse. Was kann die Agentur außer einer direkten Vermittlung tun? "Nicht jeder ist sofort unterzubringen. Aber wir können gleich mit einer Fortbildung loslegen", sagt Konkel. Und nennt Beispiele: Eine Spedition sucht einen Fahrer, der auch laden können muss. Jetzt hat aber der entsprechende Mann von Bermes keinen Stapler-Führerschein. Innerhalb weniger Tage lässt sich das ändern. Oder: Einem Fahrer fehlt ein Gefahrgut-Schein. Den kann er etwa in Tönisvorst machen.
Die Fortbildung bezieht sich nicht nur auf die Fahrer. Bei Bermes stehen Lagerarbeiter, Kaufleute und Schlosser auf der Straße, um nur einige Berufe zu nennen. Und wenn nun ein Kaufmann ein bestimmtes Buchhaltungsprogramm nicht kennt, kann dies flugs nachgeholt werden. Hinzu kommt: Der Arbeitsvermittler kann mit dem potenziellen neuen Chef vereinbaren, was der Bewerber an Unterlagen mitbringen muss. "Viele kennen diese Situation überhaupt nicht mehr", so Konkel. Da könne ihre Stelle helfen, Schwellenängste abzubauen.
"Ich bin zuversichtlich, dass wir schnell helfen können", sagt Möller. Und hebt einen weiteren Vorteil dieser Jobbörse hervor. "Alles ist freiwillig. Hier bekommt niemand eine Leistung gestrichen. Das Wort Sanktionen kommt nicht vor."
Warum haben sich noch nicht mehr Entlassene des Spediteurs gemeldet? Viele kümmerten sich womöglich selbst um eine neue Tätigkeit. Möglicherweise helfen andere Stellen wie die Stadt. Unterdessen wurde auch bekannt, dass zwei der drei Auszubildenden neue Arbeitgeber gefunden haben. "Ist doch egal, wer’s vermittelt hat", sagt Mölder. "Wir freuen uns über jeden, der nicht zu uns kommen muss." Einen Tipp hat er dennoch: "Wenn es unvermeidbar ist, sofort. Lieber heute als morgen."