Willicher Tafel wird fünf Jahre alt

Seit fünf Jahren gibt es in Willich die Lebensmittelausgabe für Bedürftige. Die Vorsitzende blickt zufrieden zurück.

Willich. Am 18. Juni wird Geburtstag gefeiert: Die Willicher Tafel ist fünf Jahre alt geworden. Gegründet worden war sie aus einem Kreis des Freiwilligenzentrums heraus unter der Leitung von Marita Gentsch. Dann übernahm Christa Disselkamp (56) die Regie.

Der Diplom-Betriebswirtin bereitet die zeitraubende ehrenamtliche Aufgabe immer noch viel Freude. Und es deutet derzeit nichts darauf hin, dass die kostenlose Ausgabe von Lebensmitteln in allen vier Stadtteilen irgendwann einmal überflüssig werden würde.

Christa Disselkamp erinnert sich, was zur Gründung der Willicher Tafel geführt hatte: „Bei den Kirchen und den Wohlfahrtsverbänden hatten zunehmend Menschen geklingelt und geklagt, sie hätten kein Geld.“

Mit der Einführung von Hartz IV hatte sich die Situation für viele Menschen, zum Beispiel nach längerer Arbeitslosigkeit, deutlich verschlechtert. Auch heute noch macht der Anteil der Hartz-IV-Empfänger an den Kunden der Willicher Tafel 57 Prozent aus. Rentner mit geringem Einkommen bilden einen Anteil von 19 Prozent. Sieben Prozent der Nutzer sind Asylbewerber.

Was bei Betrachten der Statistik auffällt: Seit es die Willicher Tafel gibt, wird sie von knapp 400 Haushalten mit 850 bis 910 Personen, darunter über 300 Kinder, in Anspruch genommen. Die Zahlen sind ziemlich konstant. Sind die staatlichen Leistungen wie Hartz IV so gering, dass Menschen ohne Einrichtungen wie die Tafeln hungern müssten?

Christa Disselkamp geht davon aus, dass man sich auch von Hartz IV ernähren kann. Sie weiß aber auch, dass ihre Klientel das Geld, das sie durch die Lebensmittel der Tafel spart, anderweitig ausgibt: „Da ist dann für den Rentner mal die Tasse Kaffee in einem Café drin und Eltern können ihren Kindern mal etwas kaufen, das für andere Kinder selbstverständlich ist.“

Die ersten fünf Jahre vergingen ziemlich unaufgeregt. „Wir mussten nur dreimal ein Hausverbot aussprechen“, sagt Christa Disselkamp. Ein Mann beispielsweise hatte nach einem Streit den Ehrenamtlern die Lebensmittel vor die Füße geworfen. Drogenabhängige und Alkoholiker machten schon mal schlapp und mussten mit dem Krankenwagen abgeholt werden.

„Die Mehrzahl der Nutzer unserer Tafel sind liebe, nette Leute“, weiß Christa Disselkamp. Liebe nette Leute, das trifft auch auf die 75 Ehrenamtler, überwiegend Frauen, zu. Sie arbeiten an den vier Ausgabestellen sehr diskret, sodass sich kein Bedürftiger schämen muss, die Leistungen in Anspruch zu nehmen.

Wegen des Ehec-Erregers ist die Zahl der Menschen, die Lebensmittelspenden abholen, allerdings zurzeit so niedrig wie nie zuvor. Dabei sind viele Produkte vollkommen unverdächtig, wie die Palette mit Keksen, die die Kempener Firma De Beukelaer zur Verfügung gestellt hat. Auch Kühne in Straelen signalisiert immer wieder, dass Waren direkt ab Werk abgeholt werden können.

„Anders als so manche andere Tafel habe wir auch noch nicht gemerkt, dass die Spendenbereitschaft der Geschäfte zurückgeht — wir leben immer noch in einer Überflussgesellschaft, oft werden uns Luxus-Lebensmittel wie Lachs oder Forelle angeboten“, erklärt Christa Disselkamp.