Wissenschaft mit Luftballons erklärt
Gastredner Jean Pütz nahm im Gespräch kein Blatt vor den Mund und kritisierte die CDU geführte Bundesregierung.
Neersen. Die Willicher CDU holte am Mittwochabend den Wissenschaftsjournalisten und TV-Moderator Jean Pütz auf das rote Sofa im Wahlefeldsaal. Pütz, bekannt durch die Wissenschaftssendung Hobbythek, hat ein „trojanisches Steckenpferd“: Die Wissenschaft allgemeinverständlich unter die Leute zu bringen.
Auf das Sofa brachte er einen kleinen grünen und einen großen roten Luftballon mit, die durch ein Rohr miteinander verbunden war. „Was passiert, wenn ich die Verbindung zwischen den beiden Ballons öffne?“, wollte der bekannte Moderator wissen. Die Mehrheit tippte darauf, dass beide Ballons gleich groß werden. Tatsächlich gab der kleine — wegen des größeren Drucks — Luft an den großen Ballon ab. Daraus zog Pütz folgenden Schluss: „Auch die Demokratie bedarf des Sachverstands.“
Der Promi outete sich als Hauptschüler, der später Nachrichtentechnik und Soziologie studiert hat. Er wurde vom Viersener Kulturdezernenten Paul Schrömbges interviewt und nahm kein Blatt vor den Mund: „Angela Merkel ist bei mir unten durch.“
Der Grund: der schnelle Ausstieg aus der Kernenergie. „Dadurch wird keine Sicherheit gewonnen, die Franzosen mit ihren Atomkraftwerken lachen sich kaputt“, erklärte Jean Pütz, der bereits vor 41 Jahren über „Energie — die treibende Kraft“ im Fernsehen aufgeklärt hatte und der immer gegen Atomkraftwerke war. „Aber sie sind jetzt da und ein schneller, einseitiger Ausstieg bringt nichts“, lautet seine Meinung. Er sprach sich klar für die Marktwirtschaft aus. Wer dagegen sei, sei auf dem Weg zu einem kommunistischen oder faschistischen System.
Was der gebürtige Luxemburger beklagte: Dass so viele Menschen „Emotionalisten“ seien — die urteilten aus dem Bauch heraus und seien auch durch die stärksten Argumente nicht von ihrer Meinung abzubringen. Was er in diesem Zusammenhang zu bedenken gab: „Hitler war auch durch Emotionalisten ans Ruder gekommen.“ So sehr er den Schwenk weg von der Atomkraft kritisierte, so sehr lobte er die überraschenden Überlegungen der CDU, jetzt doch für einen Mindestlohn einzutreten. Und er verriet, ein Fan der Gesamtschule zu sein.