Wohnpark auf altem Firmengelände

Die Brüder Cleven haben ein modernes Quartier errichtet.

Foto: Knappe

Lobberich. Der Longlife-Wohnpark in Lobberich ist beim Tag der Architektur dabei. Da, wo früher im Familienbetrieb hochwertige textile Bodenbeläge hergestellt wurden, verwirklichen die Brüder Harald und Hans Jürgen Cleven den Bau eines modernen Wohnquartiers. Der Tag der Architektur findet am Wochenende zum 23. Mal statt, Initiator ist die Architektenkammer NRW, die in diesem Jahr das Motto „Architektur bleibt“ ausgab. An zwei Tagen werden Bauten präsentiert, die in den vergangenen fünf Jahren realisiert wurden. Eine Sichtungskommission der Architektenkammer wählte die Objekte aus, so auch den Lobbericher Wohnpark.

Von 1974 bis 2009 war an diesem Standort die Firma Longlife Teppichboden Berndt Cleven GmbH & Co. beheimatet. Eigentlich hatten die Brüder bereits Pläne für eine Umstrukturierung des 1952 gegründeten Unternehmens, unter anderem sollten zwei bis dahin getrennte Produktionsstandorte in einem neuen Werk zusammengeführt werden. „Doch die Lehmann-Krise traf auch uns, und wir sahen uns nicht mehr in der Lage, Investitionen in einer zweistelligen Millionenhöhe aufzubringen“, sagt Geschäftsführer Harald Cleven (68). „Wir legten, statt Vollgas zu geben, sprichwörtlich eine Vollbremsung ein.“

Nach der geordneten Schließung des Betriebs beratschlagten die Brüder über die Nutzung des Geländes von rund 17 000 Quadratmetern. Die Überlegungen begannen bei einer halbgewerblichen Nutzung oder einem reinen Gewerbegebiet. „Aber schließlich kamen wir überein, ein Wohngebiet zu entwickeln“, erzählt Hans Jürgen Cleven (69).

Die Planung dauerte anderthalb bis zwei Jahre, es gab einige Gespräche mit der Stadt. Gemeinsam mit dem Mönchengladbacher Architekten und Städteplaner Burkhard Schrammen konzipierten die Brüder eine homogene Gruppe unterschiedlicher Haustypen, bei der flexible und barrierefreie Wohnkonzepte Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen ansprechen sollen. So gibt es im Longlife-Wohnpark Doppelhaushälften, freistehende Einfamilienhäuser und Mehrgenerationenhäuser.

Zunächst wurden die alten Industriehallen abgerissen. 2015 war Baubeginn, 2016 zogen die ersten Mieter beziehungsweise Eigentümer ein. „Wichtig war uns, mit guter Architektur Lebensqualität zu schaffen“, bekräftigt Hans Jürgen Cleven. Nach einer schleppenden Anfangsphase habe sich das Projekt inzwischen sehr gut entwickelt. Die Wohnungen sind zwischen 65, 85 und 103 Quadratmeter groß. Die erste Kundin, eine ältere Dame, habe sich für die größte Wohnung entschieden. Die Anlage habe einen Quartier-Charakter. „Ich nenne es: Man muss hier wohnen mögen“, sagt Hans Jürgen Cleven und schmunzelt.

Zwei Mehrfamilienhäuser sind fertig und bewohnt, im Februar hat die Bauphase für das dritte Mehrfamilienhaus begonnen. Auch der Altbau, früher Stau- und Lagerraum für Messe-Utensilien und Showroom für Kundentermine, wird einbezogen. „Hier planen wir Loft-Wohnungen und Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss“, erklärt Harald Cleven.