Kunstszene und Citymanagement Kunst für 200 Kugeln
Willich · Ganz individuell haben Willicher Künstler den Schmuck für den Baum auf dem Markt gestaltet.
Für einen Künstler sind Perspektiven künstlerisches Tagesgeschäft. Der Perspektivwechsel gehört zu seiner Profession. Aber wenn man dazu die Bodenhaftung aufgeben und in bis zu acht Metern Höhe Hand an Kunst anlegen muss, dann ist das auch für einen erfahrenen Kreativen eine Herausforderung.
Waleed Ibrahim von der ART 101 Gallery in Willich hat sie angenommen. Er ist am Mittwochmorgen zu Bauhof-Mitarbeiter Wolfgang Kache in den Hubsteiger gestiegen und hat mit dem kunstvollen Schmücken des „Kunstbaums in Gold“ begonnen.
Die stattliche Stadt-Tanne steht auf dem Willicher Markt. Ein Teil ihres Schmucks ist ein Gemeinschaftswerk Willicher Künstler. Wieder eine, wenn auch kleinere Zusammenarbeit neben „Kunst im Kern“ oder den Offenen-Atelier-Tagen. Die Kunstszene und das Citymanagement loten regelmäßig gemeinsam künstlerische Aktionen aus. Zur Freude der Willicher, die das Ergebnis im eigenen, nahen Wohn- und Stadtumfeld erleben können.
Gar nicht so einfach, auf einer glatten Kugel zu malen
Während ihr Kollege Waleed Ibrahim Kugeln und Kunst im November-Niesel in den Zweigen verteilt, sichtet Beate Krempe gemeinsam mit Anne Fiedler von der Kunstwerkstatt weitere bemalte Kugeln in zwei Kartons.
Ihre Ateliers liegen auf der Peterstraße sieben Hausnummern voneinander entfernt. Sie kennen sich über die Aktionen, sind an diesem Vormittag zusammengekommen, um die Schmückaktion zu begleiten und zu unterstützen.
„Vor drei Wochen erreichte uns die Idee über den Verteiler Kunst im Kern“, sagt Krempe. Sie hat sich für die Aktion sofort erwärmt und sieben der rund 200 Kugeln gesichert, die zum Teil von Hendrix Dekoration & Events gesponsert wurden.
Waleed Ibrahim hat acht Kugeln bemalt, Anne Fiedler zwei kunstvoll, unter anderem mit weißen, flauschigen Federn verändert und Renate Diekmann vom Kunstraum, Peterstraße 19, drei Kugeln.
„Gar nicht so einfach, auf einer so glatten Kugel zu malen“, sagt Martina Stall, ehemalige Technische Beigeordnete der Stadt Willich, nun Ruheständlerin mit eigenem Atelier am Markt. Sie bringt gerade rechtzeitig ihre zwei fertig bemalten Kunststoffkugeln zur Hängung. Die Künstler tauschen sich kurz über Materialien und Schwierigkeitsgrad der Aufgabe aus. „Ich habe meine Kugeln auf einen Ring gestellt“, erzählt Stall. Beate Krempe hat sich für wetterfeste Acrylfarbe entschieden. Und: „Grundiert haben wir alle Kugeln.“
Die Aktion soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden
Der individuell, ohne Vorgaben gestaltete Baumschmuck soll nämlich (nur) der Anfang sein. Die Aktion soll sich im kommenden Jahr fortsetzen. Dann könnten weitere Willicher Künstler, wie zum Beispiel die Kreativen von Kukt oder andere, weitere der noch blanken goldenen Kugeln in höchster künstlerischer Freiheit verzieren. Beate Krempe: „Jeder Künstler kann sich auf seine Art und Weise zeigen.“ Wiedererkennungswert sei gegeben.
Und was wäre das schönste Kompliment, das die Willicher den Künstlern und ihren Kugeln jetzt machen könnten? Anne Fiedler: „Es wäre schön, wenn der Baum gewertschätzt würde.“ Die Kunstschaffenden haben ihre Motive übrigens ehrenamtlich beigesteuert.
KK – der Zweiklang von Kooperation und Kunst aus den Kreativ-Ateliers an der Peter- straße wird auch im kommenden Jahr einige Mal zu erleben sein. Im Rahmen des Geburtstags „50 Jahre Stadt Willich“ wird es beispielsweise eine Ausstellung geben. Die nächste Aktion der Offenen Ateliers ist für das Frühjahr geplant. Und an weiteren „Ideen von der Peterstraße“ mangelt es laut Beate Krempe nicht. Kunst im Willicher Ortskern ist eine Ganzjahres-Marke. Mit ständigen Perspektivwechseln.