Große Pläne für ein unbekanntes Land in Lohausen Eisenblume und ein Flugzeugbauch
Düsseldorf · Kulturpolitiker und Kunstkommission möchten aus dem Lantz'schen Park gern einen Skulpturengarten machen. Das ist gut gemeint, aber schwer auszuführen, denn Bildhauer sind in Deutschland rar.
Selbst beim dritten Sommerprojekt gilt der Lantz’sche Park noch immer als „Terra incognita“ – wie die Kuratorinnen Friederike Faust und Lea Schleiffenbaum ihre neue Ausstellung nennen. Nimmt man den Begriff des unbekannten Landes wörtlich, so stimmt die Schau. Das Gelände hat keinen Straßennamen. Der Weg über die Lohauser Dorfstraße hat zeitweilig keinen Bürgersteig. Öffentliche Verkehrsmittel liegen in weiter Entfernung. Und Autofahrer benehmen sich in der einzigen Kurve wie die Könige der Straße. Zu einem Hotspot von Kunst und Natur gehört wenigstens eine minimale Infrastruktur.
„Fragen an die Erde“ nennt sich diese Skulpturenschau im Untertitel. Die Entdeckungsreise durch ein Gelände von über 14 Hektar Land beginnt recht bescheiden mit Kakteentöpfchen von Shira Wachsmann, die bezeugen sollen, dass diese Pflanzen wegen Hitze und Dürre keine Zukunft haben. In das aktuelle Thema des Klimawandels führt die Arktis-Forscherin Lena von Goedeke, indem sie Eisscheiben an Hanfseilen schaukeln lässt. Das Eis schmilzt allerdings schneller als gedacht. Die meisten Besucher können höchstens ein paar Wassertropfen verfolgen. Wem das nicht genug ist, für den stehen Sommerliegen bereit, die mit Blaudrucken von Wolkenformationen versehen sind. Wer will, kann dort ausruhen und den Himmel beobachten.
Die Arbeiten sind bis
zum 21. August zu sehen
Der Lantz’sche Park liegt unter der Startbahn des Flughafens. Da macht sich ein ausrangiertes Flugzeugteil gut, mit dem Michail Pirgelis zum Erfolgskünstler aufgestiegen ist. Schon als Student an der Kunstakademie hatte er bei einem seiner ersten Rundgänge eine riesige Schwanzflosse eines Fliegers durch das hohe Fenster bugsiert, indem er einen Teil aus dem Fensterrahmen herausschneiden ließ. Jetzt hatte er es einfacher: Ein Kran stellte ein Fragment vom ausrangierten Mittelbau eines Flugzeugs auf der Wiese ab. Das ausgeschnittene, bauchige Teilstück wirkt nun wie eine Bogenarchitektur, die in Aluminium, Titan und Lack an eine futuristische Behausung erinnert. Das ist schön anzuschauen.
Manche Objekte sind weniger auffällig. Dazu gehört eine kristalline Eisenblume auf einem Felsbrocken am Wegesrand. Der Künstler Navid Nuur schuf sie, indem er durch den Stein einen Magneten führte und auf den Stein Eisenstaub streute. Das magnetische Feld zieht den Staub überraschend dekorativ an.
Während Gili Avissar aus der Patenstadt Haifa mit seinen selbst genähten, farbigen und kostbaren Kordeln die Bäume verzaubert und die textile Kunst in Ikarusflügeln, Hüten und Beinen fast bis auf den Boden wachsen lässt, führt der Belgier Adrien Tirtiaux seine Konstruktion nach oben. Der Künstler-Architekt umkreist den dicken Stamm eines toten Baums, der dennoch ausgetrieben hat, mit Treppen und verschraubten Fundstücken wie eine Spirale. „Higher and higher“ nennt er seinen Turmbau zu Babel, der in einer Leiter endet, die frei und ungeschützt in den Himmel ragt. Die Besucher dürfen die ersten zwölf Stufen emporsteigen. Danach wird es wackelig und gefährlich. Ein Vanitas-Objekt ist es, denn der Mensch kommt eben nicht immer höher.
Info Das Projekt der Kunstkommission im Lantz‘schen Park kostet 80 000 Euro. Hinzu kommen Gelder von Stiftern wie Mondriaan-Fund, Staat Flandern, Aquazoo, Philara und Hess. Die Arbeiten von elf Künstlern sind bis 21. August zu sehen. Ein Flyer liegt aus.