Martin Tietjen macht Anti-Social-Media mit Buch

Berlin/Köln (dpa) - Martin Tietjen (32), Backstage-Reporter bei RTL-Shows wie „Let's Dance“ und „Deutschland sucht den Superstar“, begeht als Autor nun „Selbstrufmord“. In einem Buch mit diesem Titel erzählt er peinliche Geschichten aus seinem Leben und will damit ein bisschen „Anti-Social-Media“ machen, wie er es nennt.

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„Mir geht gerade diese künstliche, shiny shiny Instagramwelt gegen den Strich“, sagt der Moderator, der bei Hamburg geboren wurde und nun in Berlin und Köln lebt. „Während alle gerade darauf aus sind, sich von ihrer möglichst besten Seite zu zeigen, erzähle ich, was alles so richtig scheiße war und schief gegangen ist. Wahrhaftigkeit ist das neue Sexy.“

Tietjen findet die Welt der sozialen Medien recht verlogen: „Jeder ernährt sich nur noch von aufgereihten Himbeeren auf einer Schale Chiasamen und Staub, alle schaffen es jeden Morgen vor der Arbeit zum Sport und wenn man mal nach Gemütszuständen schaut, geht es allen immer great, wow und awesome. Und Tausende liken das auch noch.“ Er stehe dazu, dass er morgens oft schlecht drauf sei. Er frage sich nur, woher dieses Interesse nach dem großen, schönen Nichts komme.

„Sind viele meiner Geschichten peinlich, fragwürdig und zum Fremdschämen? Klar! Aber sie sind passiert, und sie passieren anderen Menschen auch, jeden Tag“, sagt der offen schwule Tietjen, der auch nicht davor zurückschreckt, Missgeschicke aus dem Darkroom (dunkler Raum für Sexualkontakte in einigen Schwulenbars) zu erzählen. „Erst die Fehler, die wir begehen, bringen uns weiter und machen uns groß, stark, liebenswert und menschlich.“

Tietjens Fazit: „Am Ende deines Lebens wird garantiert niemand zu dir kommen und sagen: „Gratulation, du hast dich immer toll verstellt, um reinzupassen - gute Arbeit!““