Arzneimittelversorgung Medikamenten-Engpässe: AfD fordert Produktion in Europa

Düsseldorf · Viele haben in den vergangenen Jahren erfahren müssen, dass manche Medikamente in den Apotheken Mangelware sind. Dass das sogar Kochsalzlösungen betrifft, beschäftigt jetzt auch das Parlament.

Von den anhaltenden Lieferengpässen bei zahlreichen Medikamenten sind auch Kochsalzlösungen betroffen. (Symbolbild)

Foto: Philip Dulian/dpa

Angesichts von Lieferengpässen bei knapp 500 Medikamenten in Deutschland fordert die AfD-Opposition im Düsseldorfer Landtag Veränderungen bei den Lieferketten. Die Produktion lebenswichtiger Medikamente müsse dringend wieder nach Europa geholt werden, sagte AfD-Fraktionschef Martin Vincentz in einer Aktuellen Stunde des Parlaments.

In den vergangenen Jahren seien Produktionskapazitäten in Europa abgebaut und zunehmend nach Asien und in die USA verlagert worden. Inzwischen seien selbst einfache, aber unverzichtbare medizinische Kochsalzlösungen Mangelware. Das sei in einer der größten Industrienationen und an einem der stärksten Chemie-Standorte Europas eigentlich nicht vermittelbar.

AfD: Industrieland zum Krisengebiet gemacht

Das Land müsse dringend mit den Herstellern sprechen, um die Kapazitäten zu erhöhen, sagte Vincentz, der selbst Arzt ist. Insbesondere der Chemie-Standort NRW könne hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Der Fraktions- und Landesparteichef wertete den Mangel als Beispiel dafür, dass die etablierte Politik das Land „zum Krisengebiet gemacht“ habe.

Anlass der von der AfD beantragten Aktuellen Stunde war eine Warnung des Apothekerverbands Nordrhein. Verbandschef Thomas Preis hatte am Wochenende in der „Rheinischen Post“ darauf hingewiesen, dass medizinische Kochsalzlösungen viel zu knapp seien. Die Lösungen werden in Krankenhäusern etwa für Infusionen und Spülungen bei Operationen benötigt.

Nach Angaben des Düsseldorfer Gesundheitsministeriums sind die Kliniken in NRW und in Deutschland bereits seit Monaten nur noch mit rund 80 Prozent der Bedarfe - zuletzt sogar bloß mit rund 50 Prozent - beliefert worden.

Patienten derzeit nicht gefährdet

Laut Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen beschäftigt der Engpass bei den Kochsalz-Spüllösungen die Krankenhäuser schon sehr lange. Patienten seien derzeit aber nicht gefährdet. Wenn es so weitergehe, werde das aber passieren, warnte Vincentz.

Nach Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt es aktuell bei knapp 500 Medikamenten Lieferschwierigkeiten. In den vergangenen Jahren haben solche Mängel schon oft Schlagzeilen verursacht. Betroffen waren vor allem Schmerzmittel und Antibiotika und auch Fiebersäfte für Kinder.

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(dpa)